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Die Umfrage beschäftigt sich mit vegetarischer und veganer Ernährung und versucht unter anderem, Vor- und Nachteile sowie Herausforderungen aufzuzeigen. Es geht vor allem um die persönlichen Sichtweisen von Vegetarier:innen, Veganer:innen sowie Fleischesser:innen.
Veganismus und Vegetarismus wird in Österreich besonders bei jüngeren Menschen zu einer immer beliebteren Ernährungsweise (vgl. Leitzmann, 2007; Statista Research Department, 2022; Fleischatlas, 2021). Einer Studie aus dem Jahr 2021 zufolge ernähren sich in Österreich etwa 11 % der Bevölkerung vegan oder vegetarisch (vgl. Statista Research Department, 2022).
Der Großteil der Bevölkerung in Österreich konsumiert jedoch regelmäßig Fleisch. Betrachtet man den Fleischkonsum in Europa pro Kopf, liegt Österreich im europäischen Spitzenfeld (vgl. Fleischatlas, 2021). Jedoch sind mit 62 % in einer Umfrage viele Menschen dazu bereit, ihren Fleischkonsum zu reduzieren (vgl. Marketagent, 2022).
Wir haben uns gefragt, was Menschen dazu bewegt, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Hierfür möchten wir die Gründe für und gegen eine vegane oder vegetarische Ernährung genauer analysieren und haben eine Umfrage kreiert. Gleichzeitig möchten wir Vegetarier:innen und Veganer:innen die Chance geben, Schwierigkeiten und Herausforderungen bei ihrer Ernährung aufzuzeigen. In unserem Verein gibt es sowohl Personen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren als auch Personen, die Fleisch essen. Wir können somit eure Ansichten sehr gut nachvollziehen und finden uns auch in euren Antworten wieder.
In den folgenden Abschnitten findet ihr eine Zusammenfassung der Ergebnisse unserer Umfrage sowie Zusatzinformationen. An dieser Stelle möchten wir uns für eure zahlreiche Teilnahme bedanken, denn ohne eure Mitarbeit wäre diese Analyse nicht möglich gewesen. Viel Spaß beim Durchlesen!
Insgesamt haben bei unserer Umfrage 501 Personen teilgenommen. Aufgrund von uneindeutigen Antworten konnten wir nicht alle Antworten in die Analyse einfließen lassen, weshalb wir uns auf die Daten von 499 Personen beschränken.
Wie in der Grafik zur Altersverteilung zu erkennen, ist die Altersgruppe der Personen, welche um das Jahr 2000 geboren sind, in unserer Umfrage besonders stark vertreten. Dies lässt sich damit erklären, dass wir den Umfrage-Link zu unserer Umfrage in einigenvielen Student:innengruppen geteilt haben.
Viele der Umfrageteilnehmer:innen ernähren sich bereits mehrere Jahre lang vegetarisch oder vegan. Während bei den Vegetarier:innen die Gruppe der Personen, welche sich bereits mehr als 5 Jahre vegetarisch ernähren, die größte ist, befinden sich bei den Veganer:innen in der Personengruppe der Personen, welche sich seit 1 bis 2 Jahren vegan ernähren, die größte Anzahl an Personen.
Mit 72 % ist ein Großteil der Umfrageteilnehmer:innen weiblich, 26 % sind männlich und 2 % divers. Die Analyse der Wohngegend zeigt, dass mehr Personen in einer eher städtischen als ländlichen Gegend leben.
Wir haben die Umfrage in unterschiedliche Abschnitte gegliedert, welche die Teilnehmer:innen in Abhängigkeit von ihren Ernährungsgewohnheiten beantworten konnten:
Die Grafik zu den Ernährungsgewohnheiten zeigt, dass sich ein Großteil der Umfrageteilnehmer:innen vegetarisch oder vegan ernährt, ungefähr ein Drittel der Teilnehmer:innen konsumiert Fleisch. Unter der Kategorie “sonstiges” sind Teilnehmer:innen zu finden, die sich in keine der drei Optionen einordnen konnten. Während der Analyse der Daten haben wir somit ableitend aus der Kategorie “sonstiges” die Ernährungsform “flexitarisch” als Zusatzkategorie hinzugefügt.
Der Veganismus kann als eine Erweiterung des Vegetarismus gesehen werden und ist in vielen Fällen keine Ernährungsform, sondern ein Lebensstil (vgl. Petrus, 2015). Veganer:innen verzehren im Gegensatz zu Vegetarier:innen keinerlei tierischen Lebensmittel. Häufig wird auch der Konsum von anderen von Tieren stammenden Produkten wie Leder, Wolle, Pelz oder Honig vermieden (vgl. Leitzmann, 2015).
Unter Vegetarismus versteht man keine einheitliche Ernährungsweise, stattdessen unterscheiden sich die Formen anhand der Auswahl der Lebensmittel (vgl. Leitzmann, 2015). Zu den Formen des Vegetarismus gehören folgende (vgl. Smart, 2004; Leitzmann, 2015):
Wie in der Grafik zu den Formen der vegetarischen Ernährung zu sehen ist, haben in unserer Umfrage mehr als die Hälfte der Vegetarier:innen angegeben, sich ovo-lakto-vegetarisch zu ernähren. Etwas weniger als ein Viertel der Umfrageteilnehmer:innen ernährt sich pescetarisch. In unserer Umfrage bilden Lakto- und Ovo-Vegetarier:innen eine Minderheit. Personen, welche zwar Milch konsumieren, aber zum Beispiel auf Milchprodukte verzichten, sind unter dem Punkt “sonstiges” erfasst.
Flexitarier:innen ernähren sich hauptsächlich vegetarisch, schließen den Konsum von Fleisch und tierischen Produkten jedoch nicht komplett aus. Fleisch soll dadurch bewusster konsumiert werden, statt Quantität steht bei Personen, die sich flexitarisch ernähren,ihnen die Qualität im Vordergrund (vgl. Eatbetter, 2021).
Viele der Umfrageteilnehmer:innen ernähren sich bereits mehrere Jahre lang vegetarisch oder vegan. Während bei den Vegetarier:innen die Gruppe der Personen, welche sich bereits mehr als 5 Jahre vegetarisch ernähren, die größte ist, befinden sich bei den Veganer:innen in der Personengruppe, welche sich seit 1 bis 2 Jahren vegan ernähren, die größte Anzahl an Personen.
Sowohl bei der vegetarischen als auch der veganen Ernährung sind Ausnahmen eher selten. Viele der Teilnehmer:innen der Umfrage ernähren sich streng vegetarisch oder vegan und machen keine Ausnahmen bei ihrer Ernährung.
Viele der Vegetarier:innen und Veganer:innen in der Umfrage nutzen Fleischersatzprodukte gelegentlich bis selten.
Bei vielen Personen hat das Umfeld weder positiv noch negativ auf die Ernährungsumstellung reagiert.
Der Kennzeichnung von vegetarischen und veganen Produkten stehen Vegetarier:innen und Veganer:innen neutral bis eher positiv gegenüber.
In Österreich gibt es keine einheitliche Kennzeichnung von vegetarischen und veganen Produkten. Bekannt ist zum Beispiel das V-Label, ein internationales Gütesiegel, mit welchem vegane oder vegetarische Produkte gekennzeichnet werden können (vgl. vegan.at). Neben dem V-Label gibt es die Veganblume der „Vegan Society England“, welche weltweit genutzt wird und auf Lebensmitteln oder Kosmetika zu finden ist. Mit dem Eco-Veg-Siegel werden vegane Bio-Lebensmittel versehen (vgl. Hallberg, 2020).
Sehr wichtig für Vegetarier:innen und Veganer:innen ist die Qualität der Lebensmittel, ebenfalls wichtig sind das Preis-Leistungsverhältnis, die biologische Landwirtschaft, die Saisonalität von Obst und Gemüse oder die Regionalität von Lebensmitteln:
Während einige der vegetarischen Teilnehmer:innen angaben, neben ihrer vegetarischen Ernährung nicht auf einen weiteren Konsum von tierischen Produkten zu verzichten, gaben viele der Teilnehmer:innen an, zumindest auf einige weitere tierische Produkte zu verzichten. Einige wenige versuchen, wenn möglich alle tierischen Produkte zu vermeiden. Häufig wurden Leder, Pelz und Gelatine genannt. Viele Personen gaben auch an, komplett oder so gut wie möglich auf (tierische) Milch und Milchprodukte zu verzichten. Einige Personen achten auch bei Kosmetikprodukten darauf, dass diese keine tierischen Inhaltsstoffe enthalten und nicht an Tieren getestet werden.
Viele der veganen Teilnehmer:innen gaben an, in auf alle tierischen Produkte zu verzichten bzw. so gut wie möglich darauf zu achten, keine tierischen Produkte zu kaufen und zu nutzen. Einige Personen ernähren sich zwar vegan, nutzen aber weiterhin tierische Produkte.
Zu tierischen Produkten, auf welche häufig explizit verzichtet wird, gehören u.a.
Second-Hand-Produkte aus tierischen Materialien werden von einigen Teilnehmer:innen der Umfrage weiterhin genutzt.
Auf vegane Alternativen wird außerdem geachtet bei Medikamenten und Verhütung, Farbpigmenten (z.B. auch in Paint-Ball-Kugeln), Pinseln und Bürsten, Möbelpolituren, Saiten bei Musikinstrumenten und Schmuck geachtet. Es wurde jedoch auch angegeben, dass die Nutzung veganer Alternativen bei Medikamenten nicht immer möglich sei.
Neben tierischen Produkten werden auch auf an Tieren getestete Produkte gemieden. Außerdem wird auf Haustiere oder den Besuch von Zirkussen, Tiershows oder Zoos wird von einigen Personen explizit verzichtet.
Die Gründe für eine vegetarische oder vegane Ernährung sind vielfältig und können zum Beispiel von individuellen Erfahrungen, Einstellungen oder Lebensumständen der Personen abhängen. Eine Einteilung der Motive, weswegen sich Menschen für eine vegetarische oder vegane Ernährung entscheiden, findet man zum Beispiel bei Leitzmann (2007).
Nach Leitzmann (2007) stellen ethisch-philosophische Beweggründe eines der Hauptmotive vieler Menschen dar, sich fleischlos zu ernähren. Zu ethisch-philosophischen Beweggründen gehört zum Beispiel die Überzeugung, dass Tiere ein Recht auf Leben haben und somit auch nicht getötet oder ausgenutzt werden dürfen. Personen, die sich aus ethischen Gründen gegen den Fleischkonsum entscheiden, möchten die Massentierhaltung, die schlechten Bedingungen bei der Haltung, die Schlachtung und den Konsum von Fleisch oder anderen tierischen Produkten nicht unterstützen.
Auch gesundheitliche Motive spielen für viele Menschen eine wichtige Rolle. Bei einer ausgewogenen und vollwertigen fleischfreien Ernährung können zahlreiche Vorteile für die Gesundheit entstehen (vgl. Leitzmann, 2007). Durch den verstärkten Konsum von Lebensmitteln pflanzlichen Ursprungs wird die empfohlene Zufuhr von bestimmten Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen oder Pflanzenstoffen gesichert (vgl. Keller, 2015).
Studien zufolge können Vegetarismus und Veganismus u.a. das Risiko für Übergewicht, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Herzkreislauferkrankungen und Krebs minimieren (vgl. Keller, 2013; Leitzmann, 2007; Pfennig et al., 2022). Eine vegetarische oder vegane Ernährung aus gesundheitlichen Gründen zielt meist auf die Erhaltung sowie Verbesserung der eigenen Gesundheit ab, gleichzeitig soll das Auftreten von Krankheiten verhindert werden (vgl. Elmadfa & Leitzmann, 2019). Um Mangelerscheinungen vorzubeugen, muss jedoch auf die ausreichende Aufnahme von kritischen Nährstoffen geachtet werden (vgl. Keller, 2015). Dazu später mehr.
Ökologische Motive sind von dem Bewusstsein motiviert, dass das menschliche Konsumverhalten negative Auswirkungen auf die Umwelt hat. Die Fleisch- und Tierindustrie hat negative Auswirkungen auf das Klima und die natürlichen Ressourcen und kann somit zur Schädigung der Umwelt führen (vgl. Leitzmann, 2007). Dies bezieht sich u.a. auf den Verbrauch von Ackerflächen für Tierfutter (vgl. Leitzmann, 2011), denn mehr als ein Drittel aller Ernteerzeugnisse weltweit werden als Tierfutter genutzt (vgl. Fleischatlas, 2021). Zum Beispiel werden fast 80 % des angebauten Sojas als Tierfutter genutzt (vgl. Pany, 2022).
Durch Methan und Ammoniak wird der Treibhauseffekt verstärkt (vgl. Leitzmann, 2007). Insgesamt geht der größte Teil der Treibhausgasemissionen in der Nahrungsmittelindustrie auf Produkte tierischen Ursprungs zurück (vgl. Schlatzer & Lindenthal, 2022).
Durch Gülle und Pestizide kann das Grundwasser verschmutzt werden, auch Rückstände von Arzneien können sich festsetzen (vgl. Leitzmann, 2007). Außerdem geht der hohe Wasser- und Energiebedarf für die Herstellung tierischer Lebensmittel zulasten der Umwelt (vgl. Leitzmann, 2011). Vegetarier:innen und Veganer:innen schränken sich bewusst ein, um die Umwelt weniger zu belasten. Vegetarismus und Veganismus können auch religiös motiviert sein. Ansätze zum Fleischverzicht finden sich zum Beispiel im Hinduismus, Islam, Christentum oder Buddhismus (vgl. Leitzmann, 2007).Weitere Gründe für eine vegetarische oder vegane Ernährung sind (vgl. Biesalski, 2020):
In unserer Umfrage waren ethische und ökologische Motive besonders vorherrschende Gründe, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Dazu gehört der Wunsch, der Massentierhaltung entgegenzuwirken und die Ressourcen der Natur zu schonen und die Umwelt zu schützen. Auch die ethische Anschauung, dass Tiere ein Recht auf Leben haben sowie der Respekt vor anderen Lebewesen gehören zu wichtigen ethischen Gründen.
Für viele Personen war auch ihre körperliche Gesundheit ein Grund, sich vegan oder vegetarisch zu ernähren. Seltener wurden soziale Motive wie die Verbreitung von Vegetarismus oder Veganismus im sozialen Umfeld als Grund genannt. Ebenso sind ästhetische Gründe wie der Ekel vor Fleisch oder eine Abneigung gegen den Geschmack von Fleisch für einige Personen relevante Gründe. Vereinzelt wurden religiöse Motive, Neugierde und die Antibiotikabelastung im Fleisch als Grund für eine vegetarische oder vegane Ernährung genannt.
Der Großteil unserer fleischessenden Umfrageteilnehmer:innen konsumiert mehrmals pro Woche Fleisch.
Ein großer Teil mit 59 % hat sich in der Vergangenheit schon einmal vegetarisch oder vegan ernährt. Wir haben Personen, welche sich vegetarisch oder vegan ernährt haben, gefragt, was der Grund war, weshalb sie ihre vegetarische oder vegane Ernährung wieder aufgegeben haben.
Für viele war der Geschmack von Fleisch und die Lust auf Fleisch ausschlaggebend dafür, wieder Fleisch zu konsumieren. Einigen fehlte bei vegetarischer oder veganer Ernährung auch die Abwechslung oder sie wollten sich in ihrer Ernährung nicht mehr einschränken und auf etwas bewusst verzichten.
Auch bereits bestehende Gewohnheiten machten es für einige Teilnehmer:innen nicht möglich, dauerhaft auf Fleisch zu verzichten. Das soziale Umfeld war auch ein Grund dafür, wieder Fleisch zu konsumieren. Im Vordergrund stand hier der Mehraufwand, in einem Haushalt oder bei Besuchen mehrere Gerichte für eine Mahlzeit zubereiten zu müssen.
Oft waren auch gesundheitliche Aspekte ausschlaggebend dafür, nicht länger auf Fleisch verzichten zu wollen. Genannt wurde zum Beispiel eine Unterversorgung mit Nährstoffen wie Eisen oder Vitamin-B. Daneben wurden Allergien und Intoleranzen als Gründe genannt, nicht mehr auf Fleisch verzichten zu können. Auch körperliche Beschwerden wie fehlende Energie und niedrige Körperkraft wurden genannt. Dies war vor allem für Personen, welche sich intensiver sportlich betätigen, ein Grund für den Konsum von Fleisch.
Häufig kritisiert wurden vegetarische und vegane Alternativen für Fleischprodukte. Im Mittelpunkt der Kritik standen hier die mangelnde Qualität und der schlechte Geschmack von Fleischersatzprodukten. Des Weiteren wurden fehlende regionale Alternativen und der Mangel an fleischlosen Gerichten zum Beispiel in Restaurants kritisiert. Auch der höhere Preis von vegetarischen und veganen Alternativen sowie ein höherer Zeitaufwand bei der Zubereitung waren Grund dafür, wieder Fleisch zu essen.
Ein paar Teilnehmer:innen gaben auch an, sich nur probeweise vegetarisch oder vegan ernährt zu haben und nach einer Testphase wieder zum Fleischkonsum zurückgekehrt zu sein.
Die Mehrheit der Umfrage-teilnehmer:innen mit 30 % kann sich grundsätzlich vorstellen, ihren Fleischkonsum komplett einzustellen. Wir haben Personen, welche sich nicht vorstellen können, komplett auf Fleisch zu verzichten, gefragt, was ihre Gründe dafür sind. Auch hier war der Geschmack von Fleisch der am häufigsten genannte Grund, nicht komplett auf Fleisch verzichten zu können.
Für viele war ihre Gesundheit und Allergien oder Unverträglichkeiten ein Grund gegen den Fleischverzicht. Auch die Vorteile von Fleisch als Nährstoffquelle wurden häufig als Grund gegen den Verzicht genannt. Vor allem für Sportler:innen ist Fleisch als Proteinquelle wichtig. Auch ein Mangel an qualitativ hochwertigen Alternativen und fehlendes Vertrauen in Fleischersatzprodukte ist ein sehr häufig genannter Grund. Auch der schlechte Geschmack, zu hohe Preise und der Zusatzaufwand bei der Zubereitung von fleischlosen Gerichten wurden als Grund genannt.
Auch Gewohnheiten wurden als Grund genannt. Für einige Teilnehmer:innen gehört Fleisch zum Leben dazu. Auch angegeben wurde, dass Biofleisch von österreichischen Bauern gerne konsumiert wird. Auch die Verwilderung von Almflächen bei der Reduzierung von Almwirtschaften wurde als Grund genannt.
Oft erfolgt die Entscheidung, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren, schrittweise über einen längeren Zeitraum. Neben langgezogenen Entscheidungsprozessen können aber auch spontane Entscheidungen zum Beispiel aufgrund von Erlebnissen zu einer Ernährungsänderung führen (vgl. Leitzmann, 2007).
Wir haben die Teilnehmer:innen unserer Umfrage gefragt, ob es für sie einen konkreten Auslöser gab, welcher sie dazu motivierte, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Häufig wurden mehrere Gründe als Auslöser genannt. Wir haben diese kategorisiert und für euch zusammengefasst.
Ein konkreter Auslöser war für viele Personen die intensivere Auseinandersetzung mit der Fleisch-, Fisch-, Milch- oder Ei-Industrie. Dies geschah zum Beispiel durch die Recherche in Büchern, durch Dokumentationen oder durch Videos im Internet. Mehrmals genannt wurden hier die Dokumentationen „Earthlings“ (2005), „Cowspiracy“ (2014) und „Seaspiracy“ (2021), welche sich u.a. mit der tierischen Lebensmittelindustrie und dem Konsum von tierischen Produkten befassen.
Auch der Unterricht in der Schule oder Vorträge trugen zur Aufklärung bei und führten dazu, dass sich Personen für eine vegetarische oder vegane Ernährung entschieden. Events wie die Jugendklimakonferenz oder Informationen von Vereinen wie zum Beispiel der Verein gegen Tierfabriken wurden auch als Auslöser genannt.
Häufig wurde auch das soziale Umfeld als Informationsquelle oder als Berührungspunkt mit Vegetarismus und Veganismus genannt. Gespräche mit Personen aus der Familie, dem Freundes- oder Bekanntenkreis, welche sich vegetarisch oder vegan ernährten, führten bei vielen Personen dazu, sich auch vegetarisch oder vegan ernähren zu wollen. Bei manchen Teilnehmer:innen war auch der:die Beziehungspartner:in Auslöser für die Veränderung der Ernährung.
Eng damit verbunden war häufig das Wissen über die Lebens- und Schlachtungsbedingungen von Tieren sowie Missstände in der (Massen-)tierhaltung und das damit zusammenhänge Tierleid. Dies war für viele ein Grund, auf Fleisch bzw. andere tierische Produkte zu verzichten. Auch der Wunsch, nicht für den Tod eines anderen Lebewesens verantwortlich zu sein und schlechtes Gewissen beim Konsum von Fleisch oder anderen tierischen Produkten waren ein ausschlaggebender Grund. In diesem Zusammenhang wurden häufig Tierethik und Tierschutz als Beweggründe genannt. Für viele war ihre Liebe zu Tieren im Allgemeinen oder ihre Liebe zu ihren Haustieren der Auslöser, ihre Ernährung zu verändern. Neben ethischen Beweggründen waren auch ökologische Gründe ein häufiger Auslöser für eine vegetarische oder vegane Ernährung. Dazu gehört das Wissen über Klimakatastrophen und die Klimakrise, der Wunsch, die Umwelt zu schützen oder den Welthunger zu reduzieren. Auch die Covid-19-Pandemie war für eine nicht nur ein passender Zeitpunkt, um sich intensiver mit dem Thema zu befassen, sondern diente auch selbst als Auslöser.
Gesundheitliche Aspekte wie zum Beispiel der Wunsch, sich gesund zu ernähren oder ein allgemein schlechter Gesundheitszustand wurden als Grund genannt. Auch der Wunsch, abzunehmen, Cholesterin zu senken, eine Laktoseintoleranz oder Antibiotikaresistenzen zu vermeiden, waren Auslöser. In diesem Zusammenhang wurde die Dokumentation „What the Health“ (2017), welche sich u.a. mit den gesundheitlichen Folgen von Fleisch- und Milchkonsum auseinandersetzt, als Informationsgrundlage genannt.
Ein gerade von Vegetarier:innen häufig genannter Grund war der Ekel vor Fleisch bzw. die Abneigung gegen den Geschmack von Fleisch. Dies wurde teilweise auch ausgelöst durch den Konsum oder den Anblick von schlechtem Fleisch. Bei manchen war eine Wette oder ein Selbstversuch ein Auslöser, zum Beispiel während der Fastenzeit ein Auslöser. Der Auszug aus dem Elternhaus und das selbstständige Einkaufen und Kochen dienten bei einigen Personen dazu, sich intensiver mit dem eigenen Konsum auseinanderzusetzen. Auch die Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit und Minimalismus wurde als Auslöser genannt. Als konkretes Erlebnis wurde einige Male das Miterleben der Schlachtung bzw. Tötung von Tieren genannt.
Oft gab es auch keinen konkreten Auslöser, die Hinwendung zum Vegetarismus oder Veganismus wurde als langsame Entwicklung bezeichnet. Einige Veganer:innen gaben an, sich zu Beginn vegetarisch ernährt zu haben und sich mit der Zeit zu Veganer:innen entwickelt zu haben.
In einer Studie gaben 17 % der Vegetarier:innen und Veganer:innen an, dass bereits Mangelerscheinungen bei Nährstoffen aufgrund ihrer Ernährung aufgetreten waren (vgl. Eberhardsteiner, 2017). Potenziell kritische Nährstoffe sind vor allem Vitamin B12, Calcium, Eisen, Zink, Vitamin B2, Jod und Omega-3-Fettsäuren (vgl. Keller, 2015; Pfennig et al., 2022). Vegetarier:innen und Veganer:innen müssen daher besonders darauf achten, alle wichtigen Nährstoffe zu sich zu nehmen und vegetarische oder vegane Alternativen zu finden. Im Notfall kann mit angereicherten Lebensmitteln oder Nährstoffpräparaten die Zufuhr supplementiert werden (vgl. Biesalski et al., 2020). Besondere Vorsicht gilt hier während der Schwangerschaft, Kindheit und Jugend sowie bei älteren Menschen (vgl. Leitzmann, 2007). Vegetarische und vegane Lebensmittelpyramiden können als Empfehlung genutzt werden, um sich vollwertig und ausgeglichen zu ernähren (vgl. Leitzmann, 2011).
Viele Vegetarier:innen und Veganer:innen kämpfen mit Unverständnis in ihrem sozialen Umfeld. Dazu gehören negative Kommentare oder Reaktionen wie Genervtheit.
Vegetarier:innen und Veganer:innen haben es auch bei Einladungen oft schwierig. Oftmals gibt es keine vegetarischen oder veganen Alternativen bei zum Beispiel Grillpartys oder Familienfeiern.
Ein weiterer Nachteil ist die geringere Auswahl in Restaurants und beim Essengehen. Dies kommt vor allem in ländlichen Gegenden vor oder in Gasthäusern vor. Auch im Urlaub fällt es Vegetarier:innen oder Veganer:innen oft schwer Alternativen in Restaurants zu finden.
Es wurde jedoch auch darauf hingewiesen, dass sich die Situation langsam bessert und es immer mehr Alternativen in Restaurants gibt. Auch eine geringere Auswahl an weiteren Produkten ohne tierische Inhaltsstoffe wurde als Nachteil gesehen.
Einige Vegetarier:innen und Veganer:innen leiden aufgrund ihrer Ernährung an Mangelerscheinungen, genannt wurden v.a. Eisenmangel und Vitamin-B-Mangel. Manche Umfrageteilnehmer:innen müssen daher Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen. Auch eine schwierigere Zufuhr von Proteinen wurde als Nachteil genannt.
Der Preis von Ersatzprodukten sowie der Mehraufwand in der Zubereitung von Gerichten wurde als weiterer Nachteil der vegetarischen und veganen Ernährung genannt.
In unserer Umfrage waren vor allem ethische oder ökologische Gründe ein Motiv dafür, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Aus den genannten Nachteilen einer vegetarischen oder veganen Ernährung, den Gründen für das Aufgeben einer vegetarischen oder veganen Ernährung sowie den Gründen, sich nicht fleischlos ernähren zu wollen haben wir einige Punkte herausgearbeitet, welche in Österreich noch weiter verbesserungswürdig sind:
Wir denken, dass es bei Diskussionen um den Fleischkonsum wichtig ist, offen aufeinander zuzugehen und zum Nachdenken anzuregen. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass Vorwürfe und Kritik nicht der richtige Weg sind, um Menschen dazu zu bewegen, ihre Ernährung zu verändern. Stattdessen versuchen wir, zu informieren und aufzuklären sowie Alternativen aufzuzeigen. Vielleicht hilft es ja, bei der nächsten Grillparty vegetarische oder vegane Alternativen mitzubringen und die anderen Gäste kosten zu lassen.
Und um die Umwelt und die Tiere zu schonen, muss man nicht sofort komplett auf tierische Produkte verzichten, auch ein reduzierter Konsum trägt zu weniger Tierleid und der Schonung der Natur bei.
Buchtipp: Fleischatlas (2021). Daten und Fakten über Tiere als Lebensmittel
Biesalski, H., Grimm, P., Nowitzki-Grimm, S. (2020). Vegetarismus und vegane Ernährung. In: Biesalski, H.; Grimm, P.; Nowitzki-Grimm, S. (Hrsg.). Taschenatlas Ernährung (S. 356-357). 8. Auflage. Stuttgart: Thieme
Eatbetter (2021). Flexitarismus – so funktioniert die flexitarische Ernährung, abzurufen unter: https://www.eatbetter.de/flexitarismus-alle-infos-zur-flexitarischen-ernaehrung
Eberhardsteiner, L. (2017). Veggie-Report. Vegetarische und vegane Ernährung in Österreich.
Elmadfa, I., & Leitzmann, C. (2019). Ernährung des Menschen. 6. Auflage. Ulmer. https://doi.org/10.36198/9783838587486
Fleischatlas (2021). Daten und Fakten über Tiere als Lebensmittel, abzurufen unter: https://www.global2000.at/sites/global/files/Fleischatlas-2021.pdf
Hallberg, J. (2020). Wichtige vegane Logos und Labels, abzurufen unter: https://veggieworld.eco/wichtige-vegane-logos-und-labels/
Keller, M. (2013). Das präventive und therapeutische Potenzial vegetarischer und veganer Ernährung. Zkm. 5, S. 47-51.
Keller, M. (2015). Vegetarische und vegane Ernährung – Chancen und Risiken. E&M – Ernährung und Medizin, 30, S. 55-60.
Leitzmann, C. (2007). Vegetarismus. Grundlagen, Vorteile, Risiken. 2. Auflage. C.H. Beck
Leitzmann, C. (2011). Vegetarismus. Mehr als ein Ernährungsstil. Biologie in Unserer Zeit, 41(2), S. 124–131. https://doi.org/10.1002/biuz.201110447
Leitzmann, C. (2015). Vegetarismus. In A. Ferrari & K. Petrus (Hrsg.), Lexikon der Mensch-Tier-Beziehungen (S. 405-408). Bielefeld: transcript Verlag. https://doi.org/10.1515/9783839422328-127
Marketagent (2022). Fleischkonsum. Zwischen Genuss und schlechtem Gewissen, abzurufen unter: https://b2b.marketagent.com/media/aydmekqr/pressecharts_fleischkonsum_juli-2022.pdf
Panny, S. (2022). “Böses Fleisch?” Was du über den Fleischkonsum in Österreich wissen musst, abzurufen unter: https://www.moment.at/story/fleischkonsum-oesterreich
Petrus, K. (2015). Veganismus. In A. Ferrari & K. Petrus (Hrsg.), Lexikon der Mensch-Tier-Beziehungen (S. 402-405). Bielefeld: transcript Verlag. https://doi.org/10.1515/9783839422328-127
Pfennig, A., Rehaag, R., Waskow, F., Graf, A., Menacher, B., & Sommerhoff, P. C. (2022). Ernährung – Version 1.0, Zukunftsbild Fokussiert, abzurufen unter: https://zenodo.org/record/5940195/files/Zukunftsbild_Fokussiert_Ernaehrung_1.0.pdf?download=1
Schlatzer, M., & Lindenthal, T. (2022). Einfluss von unterschiedlichen Ernährungsweisen auf das Klima. Climate Change Centre Austria, abzurufen unter: https://ccca.ac.at/fileadmin/00_DokumenteHauptmenue/02_Klimawissen/FactSheets/37_ernaehrung_202204.pdf
Smart, A. (2004). Adrift in the mainstream: Challenges facing the UK vegetarian movement. British Food Journal, 106, 79-92.
Statista Research Department. (2022). Statistiken zu Vegetarismus und Veganismus in Österreich, abzurufen unter: https://de.statista.com/themen/3804/vegetarismus-und-veganismus-in-oesterreich/#dossierKeyfigures
Vegan.at. V-Label, abzurufen unter: https://www.vegan.at/inhalt/v-label
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