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Am 24.08.2022 führten wir ein Gespräch mit einer Lehramtsstudentin aus Wien, um einen Einblick in die Ausbildung von Lehrer:innen in Ö zu erhalten. Sie studiert im 5. Jahr Geschichte und Englisch, und hat aufgrund der Pandemie Praxiserfahrungen mit beiden Formen des Unterrichts – vor Ort & im Online – kennengelernt.
Ich finde es sehr spannend, die beiden Fächer habe ich genommen, weil sie mich schon immer interessiert haben. Geschichte war in der Schule mein Lieblingsfach und Englisch hat mir einfach Spaß gemacht. Es ist zwar im Studium anders als auf der Uni, aber das war mir irgendwie klar und das finde ich auch super. Ich habe nebenbei auch begonnen Geschichte „normal“ im Bachelor zu studieren, aber das habe ich wieder liegen lassen, weil ich im Herbst begonnen habe zu arbeiten und ich finde es einfach sehr spannend.
Also ich hab mir auch schon lange überlegt gehabt, Lehrerin zu werden und dann war das Studium wieder ganz anders als ich es mir vorgestellt habe. Die Praktika sind auch ganz anders als ich mir vorgestellt habe und dann, wenn du wirklich arbeitest, ist es wieder ganz anders. Das heißt Lehramt ist immer wieder was Neues, wenn man denkt man hat jetzt eine Ahnung was das eigentlich ist, dann ist es doch irgendwie anders, wenn du das nächste Seminar machst und was Neues lernst.
Es klingt vielleicht nach viel, es sind an sich drei Praktika. Das Erste ist das Orientierungspraktikum, das ist jetzt unspezifisch, das kannst du in dem Fach machen, in dem du möchtest. Es muss im Prinzip nicht ein Eigenes sein, und das Praktikum ist glaube ich einfach nur da, um zu schauen, ob das wirklich was für dich ist. Es ist das erste Mal, dass du in die Schule gehst, dir den Unterricht anschaust und auch ein paar Unterrichtseinheiten hältst. Mein Kollege hat damals nach dem Orientierungspraktikum mit dem Studium aufgehört, weil er darauf gekommen ist, dass es ihn nicht interessiert. Das heißt, dieses Orientierungspraktikum war im Endeffekt nur eine andere Methode Leute auszusortieren, die das Studium vielleicht doch nicht machen wollen. Und die beiden Fachpraktika, also die machst du für deine beiden Unterrichtsfächer – eins für mich dann quasi in Englisch, eins in Geschichte – sind ein bisschen länger und ausführlicher, das heißt du hast mehr Unterricht, denn du selber hältst und du bist auch öfter in der Schule, um deinem:r Mentor:in zuzuschauen.
Aber es ist trotzdem sehr wenig [Praxisbezug] und das Problem ist natürlich auch; es gibt viel zu viel Lehramtsstudierende, die das machen. Das heißt du bist dann eine:r von sieben Leuten, die hinkommen, sieben Leute, die da alle unterrichten wollen und das ist natürlich auch schwierig für die Lehrer alle unterzubringen. Das heißt der Unterricht den du hältst ist quasi nicht realistisch, also ich gehe nicht hin und halte richtige Unterrichtsstunden. Ich hab zum Beispiel einen Workshop gehalten, was natürlich auch spannend war, aber nicht das, was ich so in einem normalen Arbeitsleben dann mache. Das heißt, die Idee der Praktika ist gut, aber die werden immer mehr gekürzt und es funktioniert meistens nicht so, wie es sollte. Es gibt einem bisschen einen Einblick, vor allem beim Zuschauen, aber es natürlich auch schwierig ist, für die Mentor:innen alle unterzubringen. Das Orientierungspraktikum habe ich im dritten Semester gemacht. Ich wollte es eigentlich schon im zweiten machen, bin nicht reingekommen. Aber das wechselt glaube ich immer wieder. Bei mir war das damals noch vorgesehen im zweiten Semester und jetzt ist es später. Das Lehramtscurriculum ändert sich gefühlt alle zwei Jahre.
Bei den Praktika und wenn man beginnt zu arbeiten (wenn man seinen Bachelor hat) bekommt man eine:n Mentor:in. Das ist eine Lehrperson, die schon in dieser Schule arbeitet – da brauchst du aber auch eine zusätzliche Ausbildung, dass du berechtigt bist, Studierende oder anfangende Lehrer:innen quasi zu begleiten.
Bei der Person hospitierst du im Unterricht, du schaust zu, kannst Fragen stellen und die beurteilt dich auch. Du bekommst keine Note, nur ein „gemacht“ oder “nicht gemacht“, aber dein:e Mentor:in gibt dir natürlich Feedback. Hast du gut gesprochen, worauf könntest du besser achten, das nächste Mal könntest du das machen, etc. Das ist einfach deine Ansprechperson in der Schule, die du begleitest und die dich im Unterricht begleitet.
Ich hatte drei verschiedene Mentor:innen, du bist immer an verschiedenen Schulen. Im Normalfall suchst du es dir nicht aus, sondern wirst zugeteilt, auch den:die Mentor:in kannst du dir nicht aussuchen. Ich hatte relativ Glück mit meinen Mentor:innen, die waren alle sehr interessiert, denen hat es auch Spaß gemacht, dass sie mit Studierenden arbeiten.
Aber ich habe auch von Kolleg:innen gehört, die dann nicht so gute Erfahrungen hatten, dass die Mentoren unflexibel waren und, dass die das nur fürs Geld gemacht haben, weil du bekommst etwas, wenn du Student:innen aufnimmst. Meine Mentor:innen waren alle freundlich, haben sich Zeit für mich genommen und sie haben mir auch relativ gutes Feedback gegeben.
Ich hab mein Fachpraktikum in Englisch während Corona gemacht. Das war dann einfach online vor zwei Jahren, also im Wintersemester 2020. Ganz am Anfang hat es noch so ausgeschaut, als könnten wir es vor Ort machen, da waren die Schüler:innen auch vor Ort, aber dann war, glaube ich, ein Lockdown. Dann waren generell alle zu Hause und am Ende von meinem Praktikum war es so, dass zwar die Schüler:innen wieder in der Schule waren, aber schulfremde Personen, und da gab es immer wieder die Diskussion dürfen hospitierende Studenten (die dem:der Mentor:in zuschauen und von ihm:ihr lernen) in die Schule, dürfen sie nicht in die Schule? Zu dem Zeitpunkt durften wir nicht in die Schule, das heißt ich und meine Kolleg:innen haben dann von zu Hause aus über Zoom hospitieren können, während die Schüler:innen in der Schule waren und aber auch über Zoom unterrichtet wurden.
Ich muss sogar sagen, dass das Distance Learning vielleicht sogar für uns Studierende, angenehmer zum Unterrichten war, weil du einfach den Vorteil hattest, dass du den Namen von den Schüler:innen sehen konntest. Das heißt, wenn ich vor Ort in der Klasse hospitiert habe, konnte ich nie sagen, zum Beispiel: "Martin was sagst du dazu?", weil ich den Namen von den Schüler:innen nicht wusste, oder wenn jemand getratscht hat, konnte ich ihn nicht so gut ansprechen.
Bei Zoom habe ich natürlich den Namen gesehen, also ich konnte den:die Schüler:in direkt mit dem Namen ansprechen, was immer eine gute Idee ist und so das Ganze irgendwie realistischer machen, weil ich halt die Klasse dadurch besser kennenlernte. In der Schule, wo ich war, war es verpflichtend für Schüler:innen, die Kamera einzuschalten oder zumindest, wenn sie es konnten. Das hat jede Schule selber geregelt.
Manche Sachen sind [durch die Pandemie] weggefallen. Was man sich oft anschaut sind zum Beispiel Bewegungsdiagramme: wie bewegt sich die Schüler:innen und Lehrer:innen in der Klasse. Das kann man sich natürlich nicht anschauen, wenn alle einfach vorm Computer sitzen. Dafür konnte man sich andere Sachen besser anschauen, wie zum Beispiel: Wie motiviert der:die Lehrer:in die Schüler:innen, wenn die in Wirklichkeit zu Hause sind, nicht so motiviert und auch abgelenkt sind. Es war schwierig, aber trotzdem, finde ich, interessanter Unterricht. Mein Mentor war sehr gut, mit ihm habe ich mich gut verstanden und er hat einen guten Unterricht geführt. Aber vieles ist natürlich weggefallen, was halt eigentlich für eine:n Lehramtsstundent:in das Interessanteste ist. Also ich bin froh, dass ich das Praktikum während Corona gemacht habe, dass ich erlebt habe, wie es online funktioniert, was es für Möglichkeiten gibt, weil wir haben auch von ihnen Methoden und digitale Tools kennengelernt.
Nein, aber man muss auch dazu sagen, dass es jetzt nicht coronabedingt ist. Es gibt sowas generell nicht. Es gibt manche Sachen, die die Uni nicht anbietet und es gibt auch Sachen, die kannst du einfach auf der Uni nicht lernen, weil es einfach so situationsabhängig ist.
Wir machen manchmal so Fake-Klassenräume, wo die Studierenden Schüler:innen sind und Rollen bekommen und du bist dann der:die Lehrer:in – aber das ist natürlich nicht realistisch. Das heißt manche Sachen kannst du nur machen, wenn du wirklich vor einer echten Klasse stehst, mit echten Schüler:innen, mit echten Jugendlichen oder Kindern, je nachdem.
Ich finde das Uni-Studium für Lehramt gut, an sich, wir machen ein fachliches Praktikum, was ich voll spannend finde, weil sonst hätte ich meine Unterrichtsfächer nicht gewählt. Es interessiert mich, ich mache es gerne, und mir ist auch klar, dass ich als Lehrperson meine Unterrichtsfächer besser können muss und zwar viel besser als meine Schüler:innen dann in der Zukunft. Aber manchmal denke ich mir, es wäre vielleicht besser, wenn ich den fachlichen Teil ein bisschen reduzieren würde und dafür den pädagogischen Teil ein bisschen größer machen würde.
Ein Lehramt wird dreigeteilt; ich habe meine beiden Unterrichtsfächer und dann den Pädagogikteil, der ist natürlich für alle gleich, es gibt dann noch fachspezifische Didaktik-Sachen. Also ich hab für Geschichte, wie mache ich eine Geschichtestunde, zum Beispiel. In Englisch hab ich natürlich dann, wie unterrichte ich Englisch – speaking, writing, reading, listening-Sachen. Das Problem ist, glaube ich, dass wir zu wenig Praxis haben und das ist aber auf der Universität in Menge momentan vorhanden, aber andererseits momentan nicht wirklich möglich.
So genau weiß ich es nicht, wie es auf der PH heutzutage ist, aber früher, was ich von meinen Kolleg:innen weiß: Wenn du zum Beispiel die Hauptschullehrer:in-Ausbildung gemacht hast, warst du wirklich von Anfang an immer in der Schule. Also jede Woche einen Tag, hast dir alles angeschaut und hast über dein Studium hinweg so Erfahrungen sammeln können – das Unistudium jetzt ist hingegen sehr theoretisch. Das heißt, sicher wir lernen viel über Lerntypen, wie gestalte ich eine Schularbeit, wie funktioniert das mit Tests, was habe ich für Rechte und Pflichten als Lehrer:in und Schüler:in, aber es ist halt Theorie, und Theorie ist dann nicht immer umsetzbar, wenn du dir anschaust, wie habe ich es gelernt, was sollte ich machen, und wie setze ich das tatsächlich um. Von Lehrer:in zu Lehrer:in in ganz Österreich ist dann oft ein Unterschied und ich glaube, dass das auch besser wäre, deswegen besuche ich gerne Kurse, wo echte Lehrer:innen unterrichten, einfach als Expert:innen, die dann sagen können: "Ja gut, es wäre theoretisch so gedacht, in der Realität wird es aber anders umgesetzt". Weil viele Studierenden einfach nicht wirklich eine richtige Vorstellung haben, wie die Arbeit dann wirklich ist. Ich habe viele Kolleg:innen die ein utopisches Bild haben, wie sie als Lehrer:in einmal arbeiten werden und das ist halt einfach unrealistisch. Ich glaub, dass es dann viele vielleicht ein bisschen am Anfang "zerstört", wenn sie draufkommen, dass das was sie sich vorgestellt haben, was sie sich vorgenommen haben nicht machen können und das ist halt, weil die Uni-Lehre theoretisch ist. Wenn ich auf einer Fachhochschule (FH) bin, ist es wieder anders als wenn ich auf einer Uni bin. Das ist für Lehramt oder eigentlich Lehrer:in sein, was dann eigentlich ein praktischer Beruf ist, nicht immer die beste Möglichkeit, aber es geht halt nicht anders, das sehe ich auch irgendwie ein.
Einfach mehr Schulbezug. Ich meine, das könnte ich einerseits in mehr Praxisbezug umsetzen, aber andererseits auch in Prüfungen zum Beispiel. Wie gesagt ich verstehe schon, dass ich mein Fach studieren muss und es macht mir Spaß, es interessiert mich, aber teilweise hast du Prüfungen, wie die Leute die „normal“ Physik studieren oder „normal“ Englisch studieren. Dabei sehe ich nicht ein, dass ich vielleicht ein:e Superlehrer:in wäre, aber ich bestehe die beispielsweise „History of English Literature“-Prüfung nicht, das ist so schwer und ich tu mir da nicht leicht. Also teilweise finde ich, dass auf den unnötigen fachlichen Teil, den ich nicht wirklich fürs Lehrer:in sein brauche, zu viel Wert gelegt wird und das dann vielleicht vielen Leuten, die eigentlich Lehrer:in sein möchten, das Ganze verbaut, weil sie diese eine Prüfung nicht schaffen oder weil dieser Kurs etwas von ihnen verlangt, was ihnen einfach nicht leicht fällt. Es ist eigentlich irrelevant, weil ich brauche es nie als Lehrer:in, aber dafür kann ich sehr gut mit Kindern umgehen, was auch immer.
Wenn ich etwas ändern könnte, würde ich vielleicht manche Prüfungen nicht verpflichtend für Lehramtsstudent:innen machen und zwar so, dass sie immer noch ein gutes Verständnis von ihrem Fach haben, aber manche Sachen sind einfach schwer und ich kann nicht von Studenten erwarten, dass sie in zwei vollkommen unterschiedlichen Gebieten Expert:innen sind, und dann zusätzlich gute Lehrer:innen sind, und soziale Fähigkeiten, und so weiter und so fort. Es muss nicht das Schulniveau sein, aber es braucht auch nicht ganz so hoch sein.
Also der Bachelor dauert 8 Semester und dann noch 4 Semester für den Master. Gute Frage, ich weiß es nicht, ob es notwendig ist. Viele brauchen sicher länger, weil es einfach so viel ist und so viel zum Koordinieren. Ich weiß nicht, ob man es per se verlängern müsste, um die Praxis mehr reinzubekommen, man könnte wahrscheinlich manche Sachen einfach weglassen und dafür mehr Praxis einbauen. Ich finde gut, dass es ein langes Studium ist, also wirklich 4 Jahre allein für den Bachelor und dann nochmals 2 Jahre Master – das ist ja normal. Einfach einen längeren Bachelor als im Normalfall ist gut, man sollte vielleicht auch, was ich jetzt persönlich mitbekommen habe, Leute nicht so beschämen, verurteilen dafür, wenn sie länger brauchen, weil es einfach schwierig ist alles unter einen Hut zu bekommen. Ich würde das Studium an sich, glaube ich, nicht verlängern, weil es schon relativ lang ist – 4 Jahre sind doch lang bis ich angefangen habe zu arbeiten, nach dem Beginn meiner zusätzlichen Ausbildung. Ich würde, wie gesagt, einfach bestimmte Sachen kürzen und vielleicht etwas anderes dafür einsetzen.
Im Online-Unterricht war die größte Herausforderung wahrscheinlich, dass wir zu dritt in dem Praktikum waren. In einem Praktikum ist immer vorgesehen, dass du sowohl einzeln unterrichtest als auch im Team, also zu zweit oder zu dritt – weil es auch in der Schule vorkommt, dass man zu zweit arbeitet, vor allem in der Mittelschule in den Hauptfächern unterrichtet man immer im Team und es ist Teil von Praktika.
Es war schwierig sich online koordinieren, weil wenn du vor Ort im Team bist, dann kannst du immer sagen, der eine ist vorne und macht den Teil und die anderen helfen vielleicht von der Seite oder du stehst gemeinsam vorne – aber es gibt natürlich immer jemanden der jetzt im Vordergrund ist und gerade den Unterricht leitet und wenn das online ist, war es für mich zumindest, schwieriger zu koordinieren. Wer nimmt das Ganze jetzt in die Hand? Wer macht den Stundenanfang und wer das Stundenende? Wir haben das dann immer so geklärt, dass wir uns schon vorher ausgemacht haben; gut ich mach den Anfang, ich mach den und den Teil, wenn es Fragen gibt kannst du die beantworten so und so. Aber das ist halt einfach schwierigerer so zu machen, wenn das Ganze online stattfindet.
Das fand ich schon sehr herausfordernd und dann kam noch dazu, dass das Internet immer ein Problem darstellt. Das kann, so wie jetzt, eine schlechte Verbindung haben und wenn du als Schüler:in bist, ist es vielleicht nicht so schlimm, aber wenn du die Lehrperson bist und man hört dich nicht, ist es immer blöd –wenn das die einzige Möglichkeit ist, dass du jetzt in deinem Praktikum unterrichtest und dein Internet geht gerade nichts oder deine Kamera ist kaputt oder weiß ich nicht, das Mikrofon ist ja das Wichtigste vom Equipment, das ist auch hinzu gekommen.
Das war, finde ich, voll unterschiedlich. Manche Sachen kannte ich von der Uni; ich habe ein paar Professor:innen gehabt, die das spannend fanden. Ich hatte auch einen Professor der zum Beispiel voll gerne Videospiele im Unterricht verwendet. Bei dem habe ich das Seminar gemacht und der hat uns viele Geschichte-Videospiele gezeigt. Aber wenn du Pech gehabt hättest und zum Beispiel ältere Professor:innen, die das das nicht so interessiert hat, die da sich vielleicht selber nicht ausgekannt hätten, dann müsstest du dir das selber suchen. Ich mein, mittlerweile hat jeder Sachen, wie Kahoot oder Mentimeter, schon gehört, spätestens dann wenn es andere Kolleg:innen bei einem Referat verwendet haben. Aber viele Sachen hast du dann einfach entdeckt und Studierende, unter sich, tauschen sich natürlich aus, wenn du Gruppenarbeiten machst, schlagt einer vor das und das zu verwenden. Dann weißt du, das es existiert und das nächste Mal kannst du es vielleicht auch verwenden. Das heißt es ist viel Austausch unter den Student:innen jetzt während Corona gewesen, was man alles Online machen kann und was es da alles gibt.
Also es gibt nichts Konkretes, also es gibt jetzt nicht ein Seminar, oder zumindest bei mir nicht, vielleicht gibt es mittlerweile, das weiß ich nicht, aber bei mir gab es nicht ein Seminar „Digitalisierung im Unterricht“. Ich weiß es gibt Wahlfächer teilweise in Pädagogik, da gab es immer schon „Wie kann ich Digitalisierung einsetzen“ oder halt mit Computern arbeiten. Viele meiner Seminare, also die Didaktik-Seminare in Englisch zum Beispiel, haben schon Online-Tools verwendet, das war aber während Corona, da weiß ich nicht, ob das nicht immer schon so war. Das heißt, wir haben schon mit digitalen Sachen gearbeitet und es ist vorgekommen, aber es war jetzt nie der Hauptfokus von einem Seminar. Ich weiß nicht wie es jetzt ausschaut, wie gesagt, jetzt wo das Ganze schon ein bisschen länger her ist, ob sie das vielleicht geändert haben. Ich würd's hoffen, aber bei mir gab es das nicht.
Es war irgendwie spannend. Du konntest die Schüler:innen mal ganz anderes kennenlernen und du hattest auch viel mehr Möglichkeiten zum Ausprobieren, weil ich weiß nicht, ob ich mich so getraut hätte all diese Online-Tools zu verwenden, wenn wir vor Ort gewesen wären und so konnten wir Quizlet verwenden, Kahoot und Menti; und das war einfach, weil jeder von uns vor dem Computer war. Wir hatten das alles schon nebenbei offen, und vor Ort hätten wir das alles machen müssen und hätte wieder irgendwas vielleicht nicht funktioniert, dann brauchen die Schüler:innen ihre Handys. So sind sie schon am Computer und können einfach von Zoom wechseln auf beispielsweise Kahoot, mitmachen und wieder zurückwechseln auf Zoom.
Wenn die Schüler:innen das wirklich können und das konnten sie schon, weil sie natürlich ein halbes Jahr Online-Unterricht hatten und wenn die Schule das auch gefördert hat, dann war es einfach super praktisch. Das war natürlich dann eine coole Sache, das alles auszuprobieren.
Schwierig, es kam auf die Studienprogrammleitung an. In Englisch war es nicht so schlecht, sie waren relativ durchsichtig, die haben immer kommuniziert. Eigentlich hab, ich zumindest, das gefüht gehabt. Ich mein es war natürlich schwierig, weil sich dann teilweise so oft geändert hat. Die Lehrer:innenbildung hatte halt das Problem, das wie ich vorhergesagt habe, das dauernd sich geändert hat, ob jetzt Studierende an die Schulen dürfen oder nicht, ob Praktika überhaupt stattfinden, oder nicht, wie die angerechnet werden, ob das wegfällt, und ob dus nachmachen muss, was auch immer. Sie hatten einfach selber, glaub ich, das Problem, dass sie nie genau wussten was jetzt ist. Das werfe ich ihnen aber auch nicht vor und in Geschichte war es auch okay. Ich meine im Großen und Ganzen hab ich mir das alles selber irgendwie organisiert, aber ich glaub, wenn ich wirklich was gebraucht hätte, wären sie da gewesen, das hoffe ich jetzt zumindest. Es hat bei mir alles funktioniert, also ich hab nicht jetzt irgendwie Zeit verloren deswegen. Teilweise waren die Kurse sicher nicht so gut, wie sie sein hätten können, aber ich finde die Uni hat das okay geregelt dafür was sie machen konnten. Ich meine, dass sie nicht aufsperren konnten, dafür können sie nichts. Es war den Umständen entsprechend okay (28:40). Ich weiß nicht was besser gegangen wäre, sagen wir‘s so.
Ich finde es generell ein schwieriges Thema. Dadurch, dass es wenig Lehrer:innen gibt, beginnen Studierende schon früh zu arbeiten. Ich kann aus erster Hand erzählen, ich hab im Herbst begonnen an einer Mittelschule zu arbeiten, weil ich eben nicht mehr so viel [Zeit] für mein Studium gebraucht habe und ich mir gedacht habe, ich möchte sowieso die Erfahrung sammeln und Lehrer:innen werden gebraucht. Es geht mir in der Arbeit gut, ich finde es sehr spannend und es freut mich, dass ich wirklich schon begonnen habe. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Stelle und ich habe auch tolle Kolleg:innen und eine tolle Direktorin, die mich unterstützt.
Aber dadurch, dass ich noch nicht meinen Bachelor habe, bin mit einem Ausbildungsvertrag angestellt und hab noch keinen richtigen Vertrag. Also ich verdiene ein gutes Gehalt und es das passt alles, ich hab auch dieselben Rechte als hätte ich meinen Bachelor – aber ich hab keine:n Mentor:in bekommen, weil ich noch nicht meinen Bachelor habe und das ist meiner Meinung nach irgendwie unlogisch, weil erst wenn du theoretisch fertig ausgebildet bist, bekommst du Unterstützung. Der:Die Mentor:in ist genauso für dich da wie für ein Praktikum. Der:Die schaut sich deinen Unterricht an, hilft dir, beurteilt dich, unterstützt dich bei bestimmten Sachen und ich habe jetzt fast ein ganzes Schuljahr unterrichtet – eine volle Lehrverpflichtung – viele verschiedene Fächer, in der Mittelschule unterrichtest du alles, und meine Direktorin war 10 Minuten in meinem Unterricht, sonst war ich immer alleine.
Da hat sich nie irgendwer dafür interessiert, was ich eigentlich in dieser Klasse mache und ich mache ess gerne, es macht mir Spaß, ich glaub ich hab mittlerweile gemerkt, dass es vielleicht zu mir passt und das ich damit umgehen kann, [so wie es gehandhabt wird]. Aber weiß ich nicht, wenn ich die Unterstützung gebraucht hätte, wäre ich vielleicht nach diesem einen Schuljahr fertig und hätte vier Jahre meines Lebens verschwendet und würde jetzt aufhören und dann hätten wir wieder eine Lehrerin weniger. Das heißt, ich hätte mir ein bisschen mehr Unterstützung in meinem ersten Schuljahr gewünscht, wo zum Beispiel meine Direktorin hospitieren kommt oder ich eine konkrete Ansprechperson hab, die mich unterstützt. Mein erster Arbeitstag war einfach gut „Guten Morgen“ und dann gehst du in den Unterricht und das war's… Ich weiß nicht, in jedem anderen Job hast du eine Einarbeitungszeit oder am Anfang gehst du mit jemanden mit, der dir zeigt wie die Sachen gemacht wurden und mir als Lehrerin, die mit Kindern arbeitet und eine große Verantwortung hat, wurde [das nicht geboten]… ich bin in der Früh gekommen und dann habe ich meinen Unterricht gemacht. Nach 6 Stunden bin ich dann heim gegangen und das war von Anfang an so. Das heißt, ich seh' schon ein bisschen das Ding dahinter, dass man sagt, man verheizt die Studierenden – man sollte sie vielleicht einfach mehr unterstützen, weil Studierende schon früher anfangen müssen zu arbeiten. Ich meine müssen nicht, wir werden ja nicht gezwungen anzufangen, aber es kommen dann doch die Wünsche aus der Schule, dass wir einfach mehr Lehrer:innen brauchen. Wir haben einen Lehrer:innenmangel. Deswegen fangen immer mehr Studierende schon während des Studiums an zu arbeiten, was sie früher vielleicht nicht gemacht hätten, wenn es nicht nötig gewesen wäre, weil sie auch vielleicht den Job nicht bekommen hätten. Aber man unterstützt die Studierenden dann nicht, also es gibt jetzt nicht irgendwelche Veranstaltungen für mich, wo ich mit Fragen hingehen kann. Ich kann natürlich mit meinen Kolleg:innen reden, das ist eine Möglichkeit, aber das liegt jetzt auch an meiner Schule, ich habe Glück. Wenn ich Pech habe und ich komme an eine Schule, wo es gibt kein gutes Kollegium gibt, dann wäre ich theoretisch ganz alleine auf mich gestellt und ich glaube, dass das manche Studierende abschreckt und sie dann wieder aufhören.
Ich finde die Theorie trotzdem sehr spannend und sie ist doch sicher wichtig, weil du einfach grundlegende Sachen machst. Zum Beispiel, ich bin zwar Lehrerin für Kinder ab zehn, aber du lernst wann Kinder was lernen, wie sie sich entwickeln. Ich persönlich finde es spannend und es ist sicher wichtig, dass man es mal gehört hat, wenn man mit Jugendlichen und Kindern arbeitet.
Vieles interessiert mich auch einfach, weil ich Geschichte studiere. Das heißt, wie hat sich die Schule im Laufe der Zeit entwickelt, finde ich auch sehr spannend. Es ist vielleicht irgendwie auch wichtig zu verstehen, wieso Schule heute so ist wie sie ist. Viele Theorien sind sehr spannend, zum Beispiel zu verschiedenen Lerntypen und wie kann ich jemanden etwas am besten beibringen und wie lernen Schüler:innen gut. Das ist so worauf ich jetzt als Lehrerin achte, damit ich ein gutes Classroom-Management habe. Also das sich jede:r Schüler:in wohl fühlt und alle lernen können.
Ich habe aber trotzdem, glaube ich, für die Arbeit selber schon viele Sachen dazulernen müssen, also das sind jetzt solche Sachen, die man in jedem Job lernen muss – wie wird das gehandhabt in der Schule, wenn ein:e Schüler:in im Unterricht sein:ihr Handy benutzt. Es gibt bestimmte Regeln, was ich machen darf, was ich nicht machen darf. Das muss dann jeder für sich selber entscheiden, aber andererseits gibt es auch einfach schulinterne Sachen. Also sie sollen es nicht verwenden, aber wenn sie es jetzt tun, kannst du damit umgehen wie du möchtest. Das heißt, ich find die Theorie schon sehr wichtig, aber man muss natürlich, wenn man an einer Schule beginnt, sich an das System das dort ist anzupassen, und viele Sachen, die du wirklich nicht lernen kannst, dir aneignen.
Wahrscheinlich eine solide 3. Ja natürlich, für jeden den es interessiert. Aber man muss sich auch halt bewusst sein, dass es eine direkte Berufsausbildung ist. Das heißt wenn ich mir nicht wirklich sicher bin, dass ich Lehrerin sein möchte, ich kann natürlich was anderes nachher auch noch machen, aber ich verschwende halt irgendwie mindestens ein Jahr, weil es schon mal ein Jahr länger dauert als ein „normaler Bachelor“. Es ist sehr eigen. Aber ich würde es jedem empfehlen der sich dafür interessiert mit Kindern zu arbeiten, als Lehrer:in zu arbeiten, dass man es macht, weil es schon spannend ist und es ist eine Berufsausbildung, das heißt wenn ich jetzt dann mit meinem Studium fertig bin, weiß ich genau was ich mache, ich muss mir keine Sorgen machen was mach ich nachher.
Das Gespräch lieferte uns ein interessantes Bild zum Lehramtstudium. Zu den positiven Sachen zählt zum Beispiel, dass den angehenden Lehrer:innen tiefgehendes Wissen zu ihren gewählten Unterrichtsfächern vermittelt wird. Auf der anderen Seite werden die ausbleibenden Praxisstunden und Bezüge zum Schulalltag von den Studierenden bemängelt. Hierbei wird aktiv der Wunsch nach mehr Unterrichtspraxis geäußert, wenngleich das derzeitige Curriculum, zumindest in der Theorie, genügend Praktika vorsieht.
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