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Am 23.03.2021 haben sich die beiden Hobbyimker Simon und Fabian aus OÖ eine Stunde Zeit genommen, um uns einen ersten Einblick in die Welt des Imkers und in den Alltag den Biene zu gewähren. Auf dem Bild stehen Bienenstöcke auf einem Schildkröten-Unterschlupf.
Simon: Ich habe zufällig einen Imker bei seiner Arbeit gesehen – mich hat das sehr fasziniert und da ist damals der Wunsch entstanden, selbst einmal Bienen zu haben und vor sechs Jahren habe ich dann mit der Imkerei angefangen.
Fabian: Bei mir war es unter anderem Simon, der mich dazu inspiriert hat, aber auch mein Opa, der schon Jahrzehnte geimkert hat. Dadurch bekommt man immer wieder etwas mit und so ist auch das Interesse gekommen. Die Bienen als Organismus an sich sind sehr spannend.
Simon: Mit dem Imkern kann grundsätzlich jeder anfangen, es sind keine Ausbildungen vorgeschrieben. Jeder der mit dem Imkern anfangen möchte, dem wird geraten, sich eingehend mit der Thematik zu befassen. Also ich habe es so gemacht, ich habe einmal darauf los gestartet und habe mir viel Fachliteratur angelesen, aber dann später auch im Landesimkereiverband in Oberösterreich einen Imkerkurs gemacht, der mir auch noch sehr viel weitergeholfen hat.
Simon: Es ist eine sehr schöne Arbeit im Einklang mit der Natur. Man kann die natürlichen Abläufe beobachten, aber man kann die dann auch irgendwie gezielt beeinflussen – das macht für mich so einen Reiz der Imkerei aus, wo ich ein wenig das Zeitgefühl verliere, weil man sich so konzentriert auf die Handgriffe, die man macht und auf seine Bienenvölker.
Fabian: Ja stimmt, eigentlich auch sehr meditativ, wenn man bei dem Bienenstock steht und es rund herum schwirrt. Das ist einfach super, man kommt auch regelmäßig in die Natur hinaus, man ist eben Teil davon und wirkt mit.
Fabian: Ich habe zwei Bienenvölker in Wien und in Oberösterreich habe ich fünf weitere Stöcke, die wir jetzt dann im Frühling auch noch übersiedeln werden, ein bisschen mehr zu uns in die Gegend. Insgesamt sind wir auf sieben Bienenvölker, recht überschaubar eigentlich.
Simon: Ich habe leider eine Imkerpause machen müssen, weil mir ein bisschen der Platz fehlt in Wien. Es ist dort wirklich schwierig etwas zu finden, wo man seine Völker hinstellen kann, aber ich werde im Weinviertel bei einem neuen Standort wieder anfangen und werde dann auch wieder fünf bis sieben Bienenvölker haben.
Fabian: Man könnte es im Ablauf von einer Woche sehen. Jetzt im Frühling, wenn es wieder los geht und die Natur erblüht, kann man grob sagen einmal die Woche wäre es gut, wenn man an den Bienenstand geht und schaut, was bei den Bienen los ist. Ich würde sagen regelmäßig ein, zwei Stunden in der Woche – wir schauen jetzt nicht auf die Uhr, es ist ja auch schön draußen zu sein bei den Bienen.
Es gibt aber auch eine intensivere Phase, wenn dann die Honigernte ansteht, zum Beispiel. Da muss man schon einmal zwei, drei volle Tage rechnen, je nachdem wie viele Bienenvölker man hat. Ein weiterer Block ist die Behandlung gegen die Varroamilbe, das benötigt zusätzlich Zeit. Aber grundsätzlich ist es immer wieder mal kurz auf eine oder zwei Stunden, nur die Regelmäßigkeit macht es auch aus.
Simon: Ja, genau das möchte ich auch noch einmal hervorheben, für alle die daran interessiert sind, selbst mit der Imkerei anzufangen: man muss diese Sachen wirklich im Wochentakt machen. Es ist nicht das zeitliche Commitment so hoch, was die Stunden angeht, die man hineinsteckt, aber es ist schwierig, wenn man länger wegfahren will. Es gibt gewisse Sachen, die gemacht werden müssen bei den Bienenstöcken.
Simon: Normalerweise macht man das kontrolliert. Man nennt es Ableger machen, wenn man das Bienenvolk vermehrt: Dann nimmt man einfach ein Rähmchen mit Larven im ganz jungen Stadium oder Eier und gibt das mit einigen Bienen in einen neuen Bienenkasten. So merken die Bienen, dass die Königin fehlt und züchten sich eine neue nach. Das machen sie über das Futter geben, wenn man Larven "Gelée royale" füttert, entsteht dann eine neue Königin durch die Ableger. Die Erste, die schlüpft, bringt die anderen um, das ist in der Natur so. Und dann haben sie wieder eine neue Königin, die muss folglich ausfliegen zum Begattungsflug, danach beginnt sie Eier zu legen und das macht sie dann die nächsten paar Jahre, für den Rest ihres Lebens.
Es kann natürlich immer sein, dass etwas schief geht, vor allem, dass die Königin nicht mehr aus dem Begattungsflug zurückkommt, weil sie zum Beispiel von einem Vogel gefressen wird, dann ist dieser Ableger zum Scheitern verurteilt. Dann kann man die Bienen wieder einem alten Volk zuführen.
Fabian: In der Regel macht man im Frühling oder bis zum Frühsommer die Ableger. Man mag den Ablauf der Trachten, also der Nahrungsangebote in der Natur nutzen und gerade im Frühling/Frühsommer sind die Bienen eh sehr stark am Expandieren, weil es noch viel Nahrung gibt. Da ist auch ein guter Zeitpunkt, Ableger zu machen und da eben die Völker etwas aufzuteilen.
Simon: Was man noch machen muss, ist die Weiselzellkontrolle – schauen, dass keine neuen Königinnen nach gezüchtet werden, weil sonst schwärmen sie. Dann fliegt circa die Hälfte der Bienen weg und nimmt den meisten Honig mit. Wenn das passiert, verliert man viele Bienen und kann eigentlich die Honigernte von diesem einen Volk abschreiben.
So wie es bei mir war: Ich habe meine Bienen am Stadtrand gehabt, da waren auch die Nachbarn berücksichtigt. Für diese war das dann immer ein kleines Drama, wenn ein Volk geschwärmt ist, was eben manchmal passieren kann. Dann muss man in der Nähe sein, um den Schwarm wieder einzufangen und die Nachbarn zu beruhigen.
Die hängen dann in einer Traube auf einem Ast oder Baum irgendwo in der Nähe vom Stock, wo sie geschwärmt sind und haben einzelne Schwirrbienen, die einen neuen Stock suchen und währenddessen wartet dieser Schwarm. Das kann ein paar Tage dauern, bis etwas passendes gefunden ist. Im Grunde genommen sind die Bienen in dieser Zeit ganz friedlich, weil sie die Honigmägen vollgesaugt haben. Man kann sie zusätzlich mit Rauch beruhigen, was man sowieso immer macht, wenn man bei den Bienen arbeitet. Um sie einzufangen nimmt man dann einfach einen Kübel oder irgendetwas, eine Schachtel, wo man sie dann reinkehrt und schaut, dass die Königin dabei ist und so übersiedelt man die Bienen dann in einen neuen Stock – das ist ein friedlicher Prozess.
Fabian: Genau, das ist einfach der natürliche Weg der Biene, sich zu vervielfältigen und es gehört auch dazu. Es gibt Imker, die möchten, dass man den Schwarmdrang unterdrückt. Natürlich möchte man auch kein Problem mit den Nachbarn haben – und es geht auch um das Wohl der Bienen an sich; wenn ein Schwarm jetzt in der Natur bleibt und dann ein paar Wochen nicht einquartiert wird, dann kann er ohne Varroabehandlung nicht wirklich langfristig überleben.
Wie schaut euer Jahreszyklus insgesamt aus?
Fabian: Jetzt nach dem Winter, war ich nach langer Zeit wieder am Bienenstand. Wir haben geschaut, ob die Bienen gut durch den Winter gekommen sind. Wenn es jetzt schon mildere Tage gibt, sind die Bienen wieder unterwegs. Das ist nach dem Winter einmal das Wichtigste zu schauen, ob es ihnen gut geht und was von den Winter-Futterreserven vorhanden ist. Danach geht es eigentlich relativ flott voran: Die Natur blüht wieder auf, die Bienen holen sich wieder alles was sie brauchen. Im Frühling ist dann auch die Zeit zum Ableger bilden und generell einfach diese regelmäßigen Durchsichten. Im Sommer ist dann die Zeit der Honigernte. Das Bienenjahr grundsätzlich nimmt im Spätsommer sein Ende und man kontrolliert dann auch, ob die Bienen noch genug Futter haben, man füttert sie auf, man behandelt gegen die Varroamilbe, aber eigentlich im Oktober ist dann das Bienenjahr zu Ende und im März geht es wieder los.
Bienen halten Winterschlaf und bilden eine Traube im Bienenstock, wo sie sich durch Muskelbewegungen selbst wärmen können. Und wenn das Wetter bisschen wärmer ist, machen sie kurz Ausflüge, um den Stock auch sauber zu halten, aber sie machen nicht wirklich viel im Winter.
Fabian: Ich glaube man muss differenzieren, was das Bienensterben angeht – das betrifft meines Standes nach hauptsächlich die Wildbienen, wo es 100 Arten gibt in Österreich. Grundsätzlich, das Bienensterben der Honigbiene gibt es nicht so direkt, natürlich gibt es das Phänomen colony collapse, das Bienenkolonien zusammenbrechen. Aber im Schnitt gesehen, ist für die Honigbiene eigentlich das jetzt nicht, wie soll ich sagen, nicht so eine enorme Bedrohung.
Simon: Ich habe mich eben im Hinblick auf unser Gespräch heute noch einmal ein bisschen die Datenlage angeschaut, weil es mich selbst interessiert hat und es ist eigentlich seit den 70er Jahren die Anzahl der Bienenvölker stetig gestiegen. Es gibt natürlich auch Länder spezifische Abweichungen: In Österreich ist die Zahl der Bienenstöcke bis zu den frühen 2000er Jahren etwas gesunken, was eher darauf zurückzuführen ist, dass viele ältere Imker mit dem Imkern aufgehört haben und nicht genug junge angefangen haben – glaube ich. Aber seit den frühen 2000ern steigen auch bei uns und in ganz Europa eigentlich die Bienenzahlen wieder. Wie Fabian eben gesagt hat, eigentlich betrifft das Bienensterben eher die wild lebenden Bienenarten und nicht die Honigbiene. Wobei man sagen muss, die Honigbienen ist bei uns auch nicht mehr wirklich in der freien Wildbahn überlebensfähig und ist auf den Imker angewiesen. Es gibt in Österreich tatsächlich über 700 Wildbienenarten. Besonders Städte verfügen über eine sehr hohe Artenvielfalt, in Wien beispielsweise leben über 500 Arten.
Simon: Für die Landwirtschaft wird man da sicher andere Lösungen finden zur Bestäubung, das muss jetzt nicht unbedingt eine Wildbiene machen, das kann auch die Honigbiene übernehmen. Was viel gemacht wird, sind vor allem Hummeln in Gewächshäusern, da kann man Bienen nicht einsetzen. Das machen Bekannte von uns, die haben eine große Firma in den Niederlanden, die weltweit ihre Hummeln verkauft, um in der Landwirtschaft die Bestäubungsleistung zu bringen. Die Hummeln fliegen auch bei niedrigeren Temperaturen schon wie Bienen und sind daher recht gut geeignet, um diese Lücken, die vielleicht irgendwo in der Natur entstehen würden, zu füllen.Ich mache mir ehrlich gesagt keine Sorgen.
Fabian: Natürlich, ohne die ganzen Bestäuber hat es der Mensch schwer, aber ich glaube, zumindest auch in unseren Breiten – wir haben es relativ gut noch, würde ich sagen – wird es nicht so bald eintreffen. Die Dokus zum Beispiel in Asien, dass Landstriche ganz ohne Insekten sind – also da sind wir noch relativ gut aufgestellt und ich glaube, auch die natürlichen Bestäuber werden uns noch länger erhalten bleiben. Natürlich, man muss das gut im Auge behalten und es gibt auch die Reduktion der Wildbienenpopulationen, das steht fest.
Fabian: Ich glaube europaweit gibt es schon relativ viele Imker. Es sind wirklich viele dabei und auch in Oberösterreich zum Beispiel, gibt es interessanterweise eine sehr hohe Imkerdichte, in Wien verhältnismäßig auch für das, dass es Stadtgebiet ist, aber ja.
Simon: Ja, gefühlsmäßig glaube ich schon, dass es viele Imker gibt, paar mehr wären sicher immer gut. Die letzten Jahre habe ich in meinen Freundeskreis eigentlich auch mitgekriegt, dass viele Leute mit dem Imkern angefangen haben. Bei dir wahrscheinlich ähnlich.
Fabian: Stimmt ja, bei mir auch. Da war das Interesse sehr hoch, auch wenn die Leute sich selbst nicht alles zutrauen mit der Imkerei, gibt es eigentlich sehr viel Support auch in dieser Richtung. Die Leute finden es super, wenn junge Menschen sich eben damit beschäftigen.
Wenn wir uns besiedelte Gebiete anschauen, wird es da immer schwieriger mit dem Imkern?
Simon: Nicht unbedingt, die Flora ist recht unterschiedlich, es gibt in den Stadtgärten und Parks eine sehr große Pflanzenvielfalt und da finden die Bienen immer irgendetwas, was blüht. Das ist am Land oft gar nicht so einfach, weil du hast zum Beispiel ein großes Rapsfeld, das einmal zu einer gewissen Zeit blüht und dann ist wieder weniger oder nichts für die Bienen verfügbar. Ich habe auch in Oberösterreich sehr gerne geimkert, am Stadtrand von Linz, da ist es eigentlich besser gegangen wie in Lichtenberg, am Land oben.
Fabian: Wenn wir uns jetzt die Stadtimkerei anschauen, im Vergleich zu einem am Land, wo man jetzt in einem stark landwirtschaftlichen Gebiet ist, würde es sich am Stadtrand vielleicht sogar fast besser anbieten – eben durch die ganzen Gärten. Ich habe einen Bienenstand im 14. Bezirk in Wien am Stadtrand und da wird sehr viel angepflanzt bei den Einfamilienhäusern. Friedhöfe in der Stadt sind zum Beispiel auch eine enorme Quelle für die Bienen.
Simon: Ich wollte nur ganz kurz einwerfen, dass auch die Profiimker das dann oft halt so machen, die Wanderimker fahren dann von Feld zu Feld. Die wissen, dort blüht jetzt der Raps oder irgendetwas anderes, wie Sonnenblumen und transportieren dann ihre Völker hin und haben die dann ein paar Tage/Wochen dort. Wenn dann die Tracht, die Blüte vorbei ist, ziehen sie wieder weiter. Das ist natürlich für uns Hobbyimker wenig rentabel und wenig sinnvoll, dass man mit einer Handvoll Völker herumfährt, darum bevorzugen wir eigentlich die Vielfalt in der Stadt.
Simon: Bienen sind nicht ortsabhängig, die fliegen sich dann ein, merken sich wo der Standort ist und fliegen dann immer wieder zu ihrem Stock. Man muss aber schauen, dass man außerhalb vom Flugradius der Bienen ist. Also man muss schon einige Kilometer weit weg vom ursprünglichen Standort sein, sonst würden sie immer wieder zu dem alten Standort zurückfliegen, die können sich an die Umgebungsmerkmale erinnern und orientieren. Wenn man weit genug wegfährt, dann ist das kein Problem.
Das macht man auch mit den Ablegern so, dass man die üblicherweise an einem anderen Ort macht und dann nach einer Zeit erst wieder zurück an ihren alten Standort gibt. Weil die Flugbienen, die immer schon draußen unterwegs waren und Nahrung besorgt haben, sich eben nur an den alten Standort erinnern und die würden dann immer wieder zum alten Stock zurückfliegen und man will doch, dass sie beim neuen Stock bleiben und Nahrung für den neuen sammeln.
Fabian: Die haben einen Flugradius von drei Kilometern. Selbst wenn man zehn Bienenstöcke nebeneinander hat, wissen die Bienen trotzdem exakt, in welchen sie da einfliegen müssen. Sie sind doch auch kilometerweit unterwegs und fliegen dann wieder in ihr Volk zurück. Bienen orientieren sich unter anderem am Licht, am Sonnenstand, aber auch am Magnetismus-Feld der Erde. Wie zum Beispiel auch Vögel – das ist ein ganz interessantes Phänomen – sie 'spüren' ein bisschen das Magnetfeld, zumindest können sie sich orientieren und bei denen ist das genauso. Natürlich sind es auch optische Reize, an die sie sich erinnern können.
Fabian: Das ist ganz interessant. Als Imker kann man sich biozertifizieren lassen, aber in der Imkerei und mit Bienen ist jetzt die Frage „Was ist Bio?“ – wenn die Biene auf eine Blüte in der Natur hinfliegt, ist diese Bio, weil es ja kein ein Zutun gibt. Interessanterweise geht es auch darum, wo der Zucker herkommt, mit welchem man dann im Spätsommer die Bienen auffüttert. Das müsste dann ein Biozucker sein, um als Bio-Imker zu gelten. Da gibt es nicht wirklich so viele Unterschiede.
Simon: Und die Zwischenwände! Also wenn man imkert, kauft man normalerweise die Wachszwischenwände für die einzelnen Rähmchen vor, damit die Bienen schon ein vorgegebenes Muster haben. Diese Zwischenwände müssen dann auch aus einer Bioproduktion stammen.
Simon: Es ist sicherlich schwierig mit Billig-Honigprodukten im Supermarkt zu konkurrieren, aber gerade bei kleineren Imkern wird da auch sehr viel Ab-Hof direkt vermarktet, wo sie einen besseren Preis erzielen können. Österreichischer Honig ist ein Stück weit ja ein Qualitätsprädikat, also ich glaube schon, dass sich dieser besser verkauft, wenn die Konsumenten da bewusst darauf schauen. Vermutlich gibt es auch, also sicher eigentlich – wie immer in der Landwirtschaft – für die größeren professionellen Imker irgendwelche Förderprogramme. Würde mich wundern, wenn es das hier nicht gibt.
Fabian: In unserem Fall war das immer nur so, dass man ein paar Gläser verschenkt. Soweit, dass man es wirklich verkaufen kann, war noch gar nicht die Rede bei uns.
Simon: Puh, nachdem es ein Hobby war, habe ich da noch nie so genau mitgerechnet, muss ich auch ehrlich sagen. Für ein – gut, wir bekommen von deinem Opa auch viel Material, aber wenn man sich jetzt dann ein Bienenkasterl kauft, wird es 100 Euro pro Stück schätze ich mal kosten. Für den Ableger, das waren dann auch oft so Freundschaftspreise von Nachbarn, aber etwa 50 Euro vielleicht. Ich glaube sowas in der Größenordnung zahlt man für einen Ableger, und dann noch einiges an Kleinzeug. Mit ein paar 100 Euro sollte man rechnen, das man investieren muss, aber es gibt eben für Jungimker ganz nette Förderungen, wo man einen Kurs in einem Imkereiverband macht und dann drei Völker und drei Bienenstöcke bezahlt oder rückerstattet bekommt, wenn man die Rechnungen einreicht. Es kommt eben darauf an, ob man gute Imkerkontakte hat, die einem das Wissen und das Material mit Freude zur Verfügung stellen – das ist auch wieder etwas anderes.
Fabian: So kann man die Kosten sehr gut minimieren, wenn man das richtig angeht und auch die Förderangebote, die es gibt, nutzt.
Fabian: Die Imker haben gelernt damit umzugehen, mit kleinen Eingriffen, es gibt da verschiedene Möglichkeiten. Aber es ist so, dass man da als Imker etwas machen muss, weil ohne ein Zutun, würden die Bienen an dem Befall mit den Varroamilben sterben. Vielleicht nicht in einem Jahr, aber langfristig könnte ein Bienenvolk nicht ohne die Behandlung gegen diese Milbe überleben.
Simon: Die ist einfach da, die werden wir nicht mehr wegbekommen in der Imkerei. Man kann den Befall im Volk relativ gut kontrollieren, und die Behandlungen wendet man nach den Ernten an, dass man da keine oder kaum Rückstände im Honig hat. Aber es ist sehr lästig, immer mit der Milbe zu arbeiten.
Das machen übrigens alle Imker, ob Bio oder konventionell. In der Imkerei sind meiner Meinung nach die Unterschiede marginal. Es müssen genauso die Bioimker eine Varroa-Behandlung durchführen, ohne geht es eben leider nicht.
Fabian: Früher sind diese Bücherskorpione auch vorgekommen. Das waren allerdings noch andere Arten von Bienenstöcken, Bienenkörbe eben, die geflochten waren und da hat es grundsätzlich mehr Vielfalt gegeben neben der Biene. Es dürfte schwierig sein, das Leben für die Bücherskorpione in diese modernen Bienenstöcke richtig attraktiv zu machen. Man müsste es auch in so einem Maßstab einsetzten, dass es eine Wirkung zeigt – sonst ist das vielleicht eine kleine Hilfe.
Simon: Wäre das irgendwie gut machbar, hätte es sich schon längst durchgesetzt, weil eigentlich jeder Imker in unseren Breiten sehnsüchtig darauf wartet, dass man irgendeine einfache Lösung für das Varroaproblem findet.
Fabian: Genau, und es gibt auch viele Versuche, von anderen Behandlungsmethoden bis zur genetischen Selektion von ‚varroaresistenteren‘ Bienen. Da steckt auch viel dahinter und wird viel herum probiert.
Wie kann eine Biene gegen diese Milbe resistent sein?
Fabian: Ich glaube zum Teil durch das Verhalten von den Bienen, weil aufgrund genetischer Substanz können sie sich auch ein bisschen unterschiedlich verhalten. Es gibt das sogenannte Grooming, wenn sich Bienen gegenseitig putzen, es gibt genetische Linien von Bienen, die sich mehr putzen und das könnte da ein Weg sein, sie ein bisschen resistenter zu machen, nur einen kleinen Teil.
Simon: Oder auch daraufhin zu selektieren, dass die Bienen früher schlüpfen, weil sie die Varroamilben in die verdeckelten Zellen, wo die Larven zu Bienen heranreifen, vermehren. Und darum sind sie bei uns eben auch so ein großes Problem, weil unsere heimischen Bienen einen etwas längeren Zeitraum haben, wo sie im verdeckelten Stadium in der Wabe sind und sich darum die Varroamilbe so stark vermehren kann. Im Vergleich zu den asiatischen Bienen – die haben da kürzere Zyklen – und darum ist es dort mehr im Gleichgewicht und kann sich nicht so rasch verbreiten.
Simon: Ich finde aus unserer Perspektive, der Hobby und Freizeitimker, ist Österreich relativ gut aufgestellt. Es gibt da recht umfangreiche Angebote an Fördermitteln, die man in Anspruch nehmen kann, die auch immer an Ausbildungsmaßnahmen gekoppelt sind, was ich persönlich sehr sinnvoll finde. Man kann eben bis zu einer gewissen Anzahl an Völkern auch steuerfrei imkern, hat keine Rechnungslegungspflicht – also kommt man dem Hobbyimker schon sehr entgegen. Mir würde jetzt nicht einfallen, wie man die Situation verbessern könnte. Einfach schauen, dass genug Interesse und Bewusstsein für die Imkerei da ist, dass immer genug neue Imker wieder einsteigen und auch ein Bewusstsein für die Qualität von den österreichischen landwirtschaftlichen Produkten und dem österreichischen Honig zu wecken – weil ja, wie ihr richtig vermutet habt, man aus dem Ausland den Honig natürlich sehr viel billiger beziehen kann, wie bei uns.
Also gut wäre es dann vermutlich auch schon früh anzufangen mit Kindern oder Schulklassen, einen Imker oder eine Imkerei zu besuchen, um denen auch diese Welt zu zeigen?
Simon: Ja, genau wäre sicher sehr nett. Also ich habe mir das gewünscht, eigentlich. Schade, dass es das nicht gegeben hat. Am Land schon eher, aber in Wien ist es glaube ich schwer, da wirklich in Kontakt zu kommen mit der Imkerei.
Fabian: Ja, das wollte ich auch gerade sagen. Ich würde mir es spannend vorstellen auch für Schulklassen, vielleicht nicht für jeden einzelnen, aber doch für ein paar, das einmal hautnahe zu sehen, weil so als „Durchnittsmensch“ kommt man jetzt nicht wirklich schnell in Kontakt mit Bienen, dass man einen Bienenstock aufmacht und das Innere einmal sieht, das wäre auf jeden Fall etwas Interessantes.
Simon: Ich glaube es ist wichtig, so ein bisschen die Einstiegshürden zu senken, dass vielleicht die Imkereien mal einen Tag der offenen Tür geben, wo man sich das anschauen kann und ja, ihr mit eurem Projekt werdet sicher ein neues Klientel ansprechen und auch das Bewusstsein und Interesse für die Imkerei wecken, also einfach zeigen, was Imker so machen.
Fabian: Genau, die Öffentlichkeitsarbeit auch, dass die Leute eine Ahnung von der Imkerei bekommen und, dass sie ein wichtiger Bestandteil der Natur und der Landwirtschaft ist – eben, dass ein Bewusstsein geschaffen wird.
Simon: Ich habe es heute bereits einmal gesagt, denn solange es eben Imker gibt, wird es auch Honigbienen geben und ich glaube, dass wir uns um die unmittelbare Zukunft da auch keine Sorgen machen müssen, dass die Imker aussterben, weil eben viel Interesse da ist, viele Leute auch angefangen haben mit dem Imkern. Ich denke, dass es immer wieder Probleme geben wird, mit neuen Schädlingen, mit neuen Herausforderungen, aber ich sehe dem Ganzen dann doch ganz positiv entgegen. Und ich glaube, dass es sich für das alles eine Lösung finden wird, damit die Imkerei schon gut weitergehen wird in den nächsten Jahren, nächsten Jahrzehnten.
Einfach imkern von Dr. Gerhard Liebig
1 x 1 des Imkerns von Friedrich Pohl
Während dieses Gesprächs mit den beiden Hobbyimkern Simon und Fabian, haben wir einen breiten Überblick über das Imkern erhalten. Neben interessanten Einblicken und gezielten Erklärungen können wir mitnehmen, dass die Imkerei viel ausmacht: Es ist relevant, dass ein gewisses Bewusstsein für die Wichtigkeit der Bienen in Bezug auf die Umwelt herrscht. Ohne Menschen sind die Honigbienen nicht lebensfähig und ohne Bienen nicht die Menschen.
Bereits in jungen Jahren kann man früh ein Interesse für diese Tätigkeit gewinnen, wenn man zum Beispiel mit einer Schulklasse einen Imkereibetrieb besucht, unter den gegebenen Sicherheitsmaßnahmen (gegen Ende der Pandemie), und erste Einblicke erhält. Imker:innen sind insbesondere darauf angewiesen, das man ihre Arbeit zu schätzen weiß. In Form von einer bewussten Kaufentscheidung von österreichischen Honig hat man die Chance den Erwerbsimker zu unterstützen.
Wir alle haben zudem gemerkt, dass beide Imker ihre Tätigkeit mit Leib und Seele betreiben und der Umgang mit den Bienen für sie als beruhigend und entlastend gilt. Das Gespräch war äußerst angenehm und wir haben gesehen, wie gerne Simon und Fabian über die Thematik reden und wie gerne sie ihr Wissen weiter geben.
Im Namen des Vereins bedanken wir uns bei Simon und Fabian für diese Zusammenarbeit und wünschen Ihnen auf ihrem weiteren Weg nur das Beste und viel Erfolg, danke!
Für Fragen oder Rückmeldungen stehen die Imker gerne unter folgenden E-Mail Adressen bereit:
Simon – simpre@outlook.com
Fabian – f.gstoettenmayer@gmail.com
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