Angemeldet als:
filler@godaddy.com
Angemeldet als:
filler@godaddy.com
Die Möglichkeit mit Erwerbsimker Marian ein Gespräch zu führen hatten wir am 23.03.2021. Er erklärte uns die wirtschaftliche Perspektive und hat uns auf weitere Umsetzungen hingewiesen.
Erwerbsimker Marian zu führen hatten.
Marian: Es war ein reiner Zufall. Meine Mutter hat mit dem Imkern als Hobby begonnen und da habe ich ihr bei der Honigernte geholfen, das hat mir total getaugt. Das wurde neben dem Studium dann mein Hobby, ein Ausgleich und ein bisschen was ist auch reinkommen. Das zählt auch zu einer der wenigen Hobbys, wo man auch Geld verdienen kann, wenn man erfolgreich mit Honig ist. Dann nach zwei, drei Jahren wie ich dann 26 war, war die Frage „Okay, wie weiter?“ – Versicherungen und ähnliche Fragen stehen dann an. Ich habe mich erkundigt und habe die Möglichkeit gehabt, mit der Völkeranzahl, die ich hatte, auch schon als Landwirt mich zu melden und das war dann eigentlich meine Hauptmotivation – noch gar nicht die Erwerbstätigkeit, sondern einfach meine Versicherung zu klären und mein Hobby weiter forcieren zu können. Das hat sich dann aber so mit der Gründung und allem geregelt, mit mehr Völker und mehr Arbeit, ist das dann mein Beruf geworden. Ich bin den klassischen Weg gegangen, den es in Österreich gibt, mit einer Fachhochschule. Das heißt, ich habe einen Facharbeiter gemacht, und jetzt auch den Meister abgeschlossen.
In Bezug auf die Ausbildungen ist Österreich sehr gut aufgestellt, im europäischen Raum auch. In fast jedem Bundesland gibt es Facharbeiter-Ausbildungen, die werden vor allem aber für Leute im zweiten Bildungsweg gewählt. Zweiter Bildungsweg, bedeutet, die haben meist schon eine Berufsausbildung und machen den Facharbeiter nach, sozusagen den Gesellen. Es sind Großteils auch Hobbyimker:innen. Meine Erfahrung ist, das sind vielleicht ein bis zwei, die das im Nebenerwerb von den 20, 30, die in jedem Kurs pro Bundesland anfangen. Genauso sind es ungefähr 100 Facharbeiter, die im Jahr abschließen, das ist wirklich ein sehr guter Schnitt. Und es gibt dann noch zwei, drei Meisterkurse in den verschiedenen Bundesländern. Die laufen auf zwei bis drei Jahre, demnach kann man nicht sagen, dass jedes Jahr eine gewisse Menge abschließt.
Die Ausbildungsstelle, die das organisiert ist die LFA – landwirtschaftliche Facharbeiter Ausbildungsstelle – und sie sucht sich immer einen Partner. Meistens sind die, die Dachverbände von den Hobbyimker:innen, die sozusagen eine Art Grundstruktur und Schulungsräume zur Verfügung stellen.Es gibt meistens immer einen Theoriekurs in allen Bundesländern, hier werden wirklich große Mengen an Jungimkern und Imkerinnen abgefertigt. Dann gibt's die Facharbeiter, die mehr in die Tiefe gehen und dann noch den Meister, wo es dann auch gewisse Teilnahme-Voraussetzungen gibt. Das heißt, hier sollte ein Neben- oder Haupterwerb angestrebt werden, was aber auch nicht wirklich der Fall ist. Jetzt neu gibt es unter anderem vom Erwerbsimkerbund – wo ich auch im Vorstand bin – die Initiative, das wir aus dem Erwerbs-know-how und aus dem Profikreisen der Erwerbsimker:innen eine eigene Schule eröffnet haben – die Imker-AG, die Schule der Erwerbsimker und Imkerinnen natürlich. Wir haben auch relativ viele Frauen im Team, weil es meistens Familienbetriebe sind.
Jetzt seit der Pandemie bauen ich das mit meinem Kollegen aus Salzburg – wir sind die Leitung von der Schule – österreichweit parallel eine Art System auf, das mehr orientiert ist in Richtung Ausbilden der Imker:innen in Richtung Neben- und Haupterwerben, das ins Professionelle geht und nicht nur als Hobby sozusagen. Hierbei gibt es überhaupt keine Voraussetzung, auch keine Bildungsvoraussetzungen. Es ist natürlich vorausgesetzt, dass man den Inhalt begreifen kann und körperlich fit ist. Das ist bei der Imkerei immer so, es ist ein handwerklicher Beruf, würde ich sagen.
Marian: In der Imkerei muss man auch wirklich unterscheiden. Ich würde sagen, wie ich begonnen habe, nicht einmal 30 Stunden pro Bienenvolk im Jahr. Und diese 30 Stunden fallen aber auf eine Saison, die sehr dicht und die sich sehr zuspitzt – diese Arbeitsspitzen sind noch dazu saisonbedingt. Also wenn Ernten anstehen, wenn gewisse Arbeiten anstehen – quasi kann man sagen, jetzt beginnt es langsam im April und geht bis Ende September. Die Arbeit intensiviert sich Mai, Juni, und ist dann Juni, Juli, August sehr sehr hoch, weil dann auch noch die Honigernte und die ganzen Pflegearbeit der Bienen ansteht. Danach wird es wieder weniger.
Ich würde sagen, als Anfänger muss man rechnen mit 30, vielleicht sogar 40 Stunden pro Bienenvolk im Jahr. Als Profi bekommt man dann, je nachdem, wie intensiv man wirtschaftet und wie viele Maschinen man zum Einsatz hat, zwischen sechs bis acht, wenn man Sonderprodukte herstellt, insgesamt zehn Stunden pro Bienenvolk.
Marian: Wir haben relativ wenig Völker und dafür eine sehr intensive Form der Bewirtschaftung. Das heißt, wir schauen, dass wir aus den wenig Völkern viel machen. Wir haben dann meistens am Ende der Saison ~ 250 bis 300 Völker, weil wir relativ viele Völker für unsere Schulen auch verkaufen – also Schüler:innen, die bei uns Kurse machen, aber auch für andere Profi und auch Hobbyimker:innen.
100 bis 150 Völker verkaufen wir dann meisten, dass wir wieder um die 150 Völker haben, aber das variiert total. Letztes Jahr haben wir eine so schlechte Honigernte gehabt, das heißt, wir haben letztes Jahr bisschen mehr Bienen verkaufen müssen, um gut über die Runden zu kommen und dieses Jahr verkaufen wir weniger Bienen, das wir ungefähr wieder diesen Stand haben.
Marian: Der Großteil davon ist klimatisch bedingt, ob man weniger Ertrag hat. Letztes Jahr hatten wir einen sehr verregneten Mai gehabt – also das war das schlechteste Honigjahr. Es ist, wie die alten Hasen sagen “sie haben keine Ahnung, wann es das letzte Mal so schlecht war”. Im Westen war totaler Honigausfall. Wir haben eigentlich Steiermark westwärts fast keinen Tropfen Honig ernten können.
Der Klimawandel wird ein riesen Thema, weil vor allem diese anhaltenden Wetterextremen, entweder viel Trockenheit oder viel Regen – also das Schönste ist, wenn es immer regnet und es dann wieder Sonnenschein gibt. Das wäre das perfekte, dann schön mildes, aber nicht zu heißes Klima. Aber das spielt es halt nicht. Wir haben halt meistens extreme Fälle.
Marian: Wir haben mehrere Standbeine. Wir haben die Schulungen, das heißt, wir bieten viel Ausbildung an, und wir haben Projekte mit Unternehmen, wo wir verschiedenste Sachen machen – das ist also auch ein relativ sicheres Standbein. Wir verkaufen Bienen und Bienenköniginnen an Hobbyimker:innen und an Profis. Und dann natürlich die klassischen Bienen-Produkte. Also angefangen von Honig, dann Blütenpollen und Propolis, und ähnliche Sachen. Da kann man auch gewisse Dienstleistungen anbieten, zum Beispiel ‘Stockluft atmen’ für Personen, die Atemwegs-Erkrankungen haben, soll das sehr gut helfen.
Es gibt wirklich viele, viele Möglichkeiten, und andererseits haben wir auch jetzt mehrere Projekte, wo man mit Schulklassen zu uns kommen kann und wir unter anderem umweltpädagogische Workshops geben. Also wir sind relativ breit aufgestellt und dadurch hat es bis jetzt ganz gut funktioniert. Müssen eher aufpassen, dass es uns nicht zu viel wird. (lach)
Marian: Das ist komplett unterschiedlich und auch von der Qualität abhängig. Grundsätzlich sind die Imkerei-Ausbildungen, wenn sie von anerkannten Organisationen gemacht werden – entweder vom Erwerbsimkerbund oder von den anderen Verbänden, Imkerverbänden – EU- und ländertechnisch gefördert. Das heißt, sie sind im Prinzip viel günstiger als andere Berufsausbildung. Ich würde einmal für so einen Einstiegskurs, der 20 bis 40 Stunden dauert, ungefähr € 150 rechnen. Ist ein intensiver Theoriekurs, wenig Bienen-Praxis und unsere Kurse, die sich jetzt wirklich über zwei Saisonen ziehen, die wir zum Beispiel anbieten, solche kosten € 750. Aber hierbei ist ein Online Selbstlernmodul dabei und wirklich intensivste Praxiskurse, wo sehr viel schon am eigenen Bienenvolk arbeitet. Es ist der große Unterschied, dass wir als Erwerbsimker sagen: Das Handwerk muss man an den Völkern lernen und nicht mit Powerpoint-Skizzen oder mit irgendwelchen Videos oder Vortrag, das macht keinen Sinn.
Da gibt es gute Unterstützung von der Politik. Also eine Kofinanzierung für die Imkerei und Ausbildung in Österreich. Ich würde sagen, im Vergleich zu anderen EU-Ländern, sind wir wirklich sehr, sehr gut aufgestellt – nur bezogen auf die Ausbildung; Forschung zum Beispiel sind wir katastrophal aufgestellt, da haben wir fast gar nichts (lach). Hier sind die Deutschen wieder extrem gut, die haben dafür eine katastrophale Ausbildung, da gibts einen Meisterkurs für ganz Deutschland und wir haben drei bis vier Meisterkurs für ganz Österreich. (Deutschland ist etwa viermal größer als Österreich.)
Marian: Also was allgemein in Österreich sehr gut läuft, ist die Ausbildung dann auch die Unterstützung in der Investitionsförderung. Das heißt, es gibt sehr gute Fördersysteme, die Investition in Imkereitechnik ermöglicht. Jene ist weit besser als die andere Förderung in der Landwirtschaft und da haben wir wirklich ein sehr, sehr großzügigen Rahmen und auch ausreichend Finanzmittel zur Verfügung, um das für die Betriebe ausschöpfen zu können. Das ist wirklich sehr gut. Auch die Honigqualität in Österreich ist wirklich sehr hoch und sie kann auch kontrolliert werden. Die Imker:innen haben eine sehr günstige Möglichkeit, ihren Honig in gut ausgestatten Laboren zu beproben. Da stehen wir sehr gut da.
Wie gesagt, in der Forschung sehr schwach, vor allem unabhängige, gut finanzierte Forschung gibt es fast gar nicht. Das ist sehr, sehr schwach, und da wäre natürlich gut, gerade zu den ganzen Spritzmittelthematiken und ähnlichem – da braucht es eigentlich eine Forschung, aber auch in Richtung Wildbienen und ähnliches. Hier gibt es auch kaum Finanzen und Insekten sterben. Das ist ein riesen Thema gerade, also Biomasse-Rückgang, den erkennen die Imker:innen jetzt nicht wirklich, weil wir uns um die Bienen kümmern. Und wenn es Probleme gibt, dann können wir die Bienen zusammenpacken und umstellen, vor allem die Profis. Aber Wildbienen haben diesen Radius ja gar nicht, die können das nicht. Die sind in 200, 300 Meter Radius aktiv und wenn dort irgendwas Schlimmes ist, dann ist's aus. Da ist vor allem ein großes wahllos in Österreich und auch allgemein wie konservativ, würde ich sagen, politisch die Landwirtschaft aufgestellt ist – haben wir Imker:innen in der Politik nichts mitzureden. Für den Bauernbund und die Kammern sind wir einfach niemand. Wir sind auch sehr wenig Erwerbsbetriebe. Es gibt in Österreich, sagt man, 150 Betriebe, die wirklich von der Imkerei leben, dann vielleicht noch 400, 500 Nebenerwerbsbetriebe. Der Trend hin zur sehr professionalisierten Imkerei ist allgemein gegeben, weil die Herausforderungen immer größer werden.
Marian: Das Ganze ist so, dass ist eine Koevolution, die es seit x-Millionen Jahren gibt. Es gibt gewisse Wildbienenarten, die wirklich mit einer gewissen Blume, mit einer gewissen Pflanze koexistieren. Wenn diese Biene verschwindet oder umgekehrt die Pflanze, ist die andere Seite auch weg. Und das kann keine Honigbiene. Die ist ein Generalist, die fliegt immer auf das wo es am meisten gibt. Das heißt, die ist super für die Bestäubung der Landwirtschaft und für unsere Produktion. Und die ist super für einfache Vorkommen, die sehr üppig sind. Allgemein sorgt die Honigbiene für ein Meer an Biodiversität, weil einfach mehr Samen und Blüten entstehen. Aber die Wildbiene, die hat lauter Nischen, die sie ausfüllt und vor allen Dingen ist Österreich der Wildbienen-Hotspot schlechthin. Wir haben fast 700 verschiedene Wildbienenarten, das ist außergewöhnlich, weil wir natürlich so unterschiedliche Gebiete haben. Von diesen trocknen, steppenartigen Landschaft im Burgenland bis hin zur Hochalpine gibt es überall Nischen und dort leben die Wildbienen – die sind wirklich hoch gefährdet. Da haben wir große Probleme. Dasselbe gilt für Schmetterlinge und für viele, viele andere Insekten. Es hängt auch immer sofort die Vogelwelt hinten dran und hinter dem liegen schon wieder die nächsten Tiere, die halt sozusagen Insekten fressen. Es ist der Rückgang der Insekten die den ersten Schritt vom Kollaps einleiten.
Marian: Ich glaube der stärkste Einschnitt ist momentan die Verbauung, aber auch diese Zersiedelung, viel Betonierung. Also wir verlieren immer mehr Fläche, vor allem jetzt hier im Osten von Österreich. Wir sind ja der Weltmeister darin – aber auch im Aufräumen der Landschaft, das heißt wir haben sehr viel Monokultur. Es gibt auch im Waldbereich viel Monokultur, wir haben kaum mehr so Flur, Hecken und ähnliches. Jetzt in Österreich ist es vielleicht noch halb so wild, aber wenn man sich das in Deutschland anschaut, oder auch in Ungarn und so weiter gehend in den östlichen Ländern – sonst in der ganzen Welt, werden die Felder immer riesiger, immer flacher, immer einheitlicher.
Und in diesen Nischen aber leben die Insekten, nicht auf den Monokulturen, wo einmal kurz vielleicht etwas da ist, wenn's nicht wieder gespritzt wird, und dann eigentlich für Monate eigentlich nur eine Wüste – also als Nahrungsmittel gesehen. Spritzmittel werden verwendet, die höchst problematisch sind. Das sind vor allem diese Neonicotinoide. Das ist ein ganz großes Thema, diese Reizmittel, wo sich die EU nie ganz durchringen kann. Glyphosat vernichtet eher Blühpflanzen, weil es sozusagen alles tötet. Es nennt sich Unkrautvernichter – einfach ein Pflanzenvernichter von allen Kulturen. Das sind so die menschengemachten Herausforderungen, wie man sagt, also der Eingriff und Umstrukturierung der Landschaft von Menschen.
Marian: Digitalisierung ist bei uns auch ein wichtiges Thema. Das heißt, dass wir auf klimatische Veränderungen und Bedürfnisse der Bienen mit Monitoring-Systemen arbeiten, dass wir schauen, wo könnten jetzt noch unsere Bienenvölker – also mit umstellen – ein Ertrag bekommen und wo nicht, wenn zum Beispiel Niederschlag fällt oder wenn das Wetter passt. Dass man da Monitoring-Systeme aufbaut mit elektronischen Systemen. Das gibt es schon – wird jetzt immer verfeinert, diese Netze, gleichzeitig aber auch Schädlingskontrollen.
Wir haben ja diese Milben und Viren, die natürlich die Völker besetzen und dass man da einfach auch digitale Lösungen findet, wo man sozusagen unterstützt wird, dieses Monitoring besser zu schaffen. Dann ist natürlich Technisierung auch mit Hebehilfen, Wandertechnik, Qualitätssteigerung durch besser,e saubere Geräte – das ist natürlich auch ein Thema. Und das läuft schon die ganze Zeit, das ist einfach seit der EU ein großes Thema: Qualitätssteigerung.
Marian: Wir haben eigentlich für uns ein sehr gutes System gefunden. Wir sind ein biologisch zertifizierter Betrieb, das heißt, wir haben auch nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten. Aber was sich gezeigt hat – ich habe mich da orientiert, was die Personen in Italien machen, weil ich mir denke „Okay, das ist klimatisch ähnlich wie es bei uns einmal werden wird.“ Die arbeiten sehr viel mit Oxalsäure-Präparaten in brutfreien Zeiten in den Bienenvölkern. Es wirkt dann wirklich sehr gut, um diese Milben zu verletzen und zu schädigen, sodass sie dann eigentlich sterben. Das braucht zwar mehr Futtermittel, aber dafür können wir ganz genau steuern – unabhängig vom Wetter – wann wir die Völker je nach Befallskratern dann milbenfrei machen, bevor sie in diesem kritischen Stadium eintreten, dass sie bleibende Schäden bekommen oder vielleicht wirklich zugrunde gehen. Es braucht zwar von unserer Seite mehr Arbeit, aber dafür können wir es genau planen und das ist schon was sehr Wichtiges – dass wir sagen können „Okay, was wir machen, es funktioniert“ und das ist nicht ein Blick in die Glaskugel. (lach)
Marian: Ja natürlich, weil die Bienen ja tendenziell dann im Winter nicht mehr aufhört zu brüten und diese Milbe sich immer in der Brut – umso länger die Brutzeit im Jahr, umso mehr Milben und umso schneller. Das ist wie eine exponentielle Kurve, in dem Moment in dem die Bienen zu brüten beginnen. Schwupp! Verdoppeln die sich im Monat. Das heißt, im großen Ganzen ist es so, dass wir halt weniger Zeit haben und früher eingreifen müssen. Und ich glaube, dass ein Großteil ein Schulungsthema ist, und die Milbe ist halt ein Stressfaktor von vielen und andere Stressfaktoren, auf die kann man halt nicht eingreifen. Sprich wir Imker:innen können nicht die Spritzmittel steuern. Wir können das Wetter nicht steuern, oder gewisse Viren und Krankheitsverläufe im Umfeld können wir auch nicht steuern. Das heißt, wir müssen schauen, dass wir auf den Risikofaktoren geringhalten, die wir im Griff haben. Das wäre zum Beispiel die Milbe. Da braucht es wirklich sehr, sehr viel Know-how und da ist natürlich Schulung und richtiges Handling das Um und Auf.
Marian: Im Hobbybereich ist es so, dass es ganz viel auf Abruf geht – über Freunde, Bekannte, in der Firma oder wo auch immer die Leute unterwegs sind, es läuft sehr viel informell. Bei mir ist das sehr regional. Im Nebenerwerb sind da meist Wochenmärkte. Dann kommt dazu vielleicht ein, zwei regionale Lokale in einem Supermarkt oder ein paar Bioläden, sowas in Richtung. Kleinere Plätze oder dann auch schon ein paar Firmenkunden, die man mit Weihnachtsgeschenken beliefert.
Im Profisegment ist es dann eine Mischung aus all dem, auch oft Supermärkte. Honig ist bei uns ein wichtiges Standbein, ja aber er ist es nicht nur. Wir könnten nicht allein vom Honig leben, das geht sich nicht aus. Die Betriebe, die nur auf Honig setzen – das ist sehr riskant. Es gibt wenig Vollprofis, die überhaupt die Mengen produzieren.
Für eine Gesamtleistung zum Beispiel beim Spar, weiß ich, brauchst du 30 Tonnen im Jahr. Das haben nicht viele. (lach) Genau, also es ist schon der Supermarkt, aber die größte Konkurrenz meiner Meinung ist einfach importierter Honig.
Das liegt wirklich an diesen großen Honigimporten, die so aus dem Hamburger Hafensektor reinströmen. Deutschland ist der zweitgrößte Honighändler der Welt, USA der größte und DAS ist wirklich die größte Gefahr für die lokalen Imker:innen. Es hängt alles zusammen mit diesem Labelsystem, dass man nicht draufschreiben muss, wenn gepanschter Honig aus der ganzen Welt ist. Dann schreibt drauf Mexiko, China und Argentinien und das schaut dann nicht mehr gut aus – und genauso mit verarbeiteten Produkten. Wer sagt denn, wo der Honig aus meinem Butterstriezel mit Honig herkommt oder das Joghurt mit Honig – es sagt ja niemand.
Das liegt vor allem auch an einer gewissen Reglementierung, wie Honig gelabelt werden muss. Wir haben echte Probleme, dass die Herkunftslandbezeichnung sehr ungenau ist. Ihr kennt das vielleicht, wenn ihr auf Produkte schaut: Da steht hinten drauf „G-“ und „nicht EG-Länder“. Das darf man draufschreiben, wenn glaube ich, 3-4 % europäischer Honig drin ist. Ist es chinesischer, ukrainischer oder wo auch immer sonst aus Billig-Produktionsländern kommt – der kostet um die € 1-2 die Tonne, auch wenn man pro Kilo auf die Tonne rechnet. In Österreich sind allein die Produktionskosten € 4-5 – es geht sich einfach nicht aus. Und so werden die Preise geschnitten, dann kriegt man ganz billige Honigpreise zustande.
In Deutschland, als Beispiel, das ist einer der größten Importländer in Europa von Honig, die haben etwa nur 20 % Eigenproduktionsrate. Wir haben 50 % in Österreich, ein Kilo, oder halber Kilo kostet hier € 5. Ich war erst im Balkan unterwegs, da kostet Honig trotzdem € 11-12 in Serbien – und die haben ein Drittel des Lohns wie bei uns. Aber die haben kaum ein Import, das heißt, der Honig ist da teilweise drei bis viermal so viel wert, wie bei uns in Österreich oder auch in Deutschland.
Das andere was noch stattfindet ist, zum Beispiel in China sind vor allem die Anzahl der Bienenvölker in letzten Jahren überhaupt nicht gestiegen, aber die Produktionskapazitäten sind dort gestiegen, um 30-40 %. Wo kommt denn der Honig her? Die sind nicht bessere Imker:innen geworden, sondern die panschen sehr viel. Die haben eine riesen Fälschindustrie, die Honig fälscht und zwar so gut und auf so einem hohen Niveau, dass man es kaum mit günstigen Methoden – also da kostet so ein Verfahren das nachzuforschen, mehrere € 1.000. Da wird in Deutschland riesen Infrastrukturen, unter Art Fingerprint des Honigs, aufgebaut von der ganzen Welt, und das sind so diese großen Herausforderungen das Labelling und Verfälschungen – dadurch wird der Honigpreis enorm gedrückt.
Marian: Ich würde große Hoffnung sehen, wenn es einen Schulterschluss zwischen Zivilgesellschaft und aber auch der Landwirtschaft gibt, weil schlussendlich ist das große Problem, was wir momentan haben ist, dass die europäische Landwirtschaft auf Subventionen der Produktion funktioniert. Das heißt, der Landwirt oder die Landwirtin – die Landwirte können von ihren Produkten allein nicht leben, sondern sie kriegen je nach Produktionseinheit – das wird immer auf Produktionsländern gerechnet eine Subvention – das heißt pro Rind pro Hektar Fläche Geld. Egal, ob ich produziere oder nicht, um das Nahrungsmittel günstig zu halten. Aber eigentlich leisten wir, die Landwirtschaft viel mehr als das, weil vor allem leistet die Imkerei als Beispiel eigentlich gratis Bestäubungsleistung. Das heißt wir Imker:innen kümmern uns um die Bienen, und das bestäubt wird. Der Wert der Bestäubung ist, glaube ich, das Zehnfache von dem, was wir eigentlich vom Honig bekommen, aber das zahlt man uns nicht.
Ich schau, dass ich nicht mehr so viel Ertrag raushole aus meinem Boden, sondern dass ich umwelttechnische Maßnahmen setze, die für den Klimawandel wichtig sind. Ich setze neue Hecken, ich lass gewisse Flächen so liegen, dass auch Wildbienen drin wieder nisten können und nicht, wenn ich es nach zwei Jahren umbreche – dann sterben immer die Wildbienen ja im Bunde. Und das wäre die Strategie, wie man das hinkriegen kann. Das große Problem ist, dass die große Agrarindustrie dagegen ist. Weil die wollen natürlich auf flächenbasierend und auf produktionsbasierend ihre Förderung kassieren. Und das muss die Politik machen. Es macht nicht der Konsument, es kann nur der:die Politiker:in machen und das ‘noch mehr an Bio’ wird es auch nicht machen, weil bei Bio wird darauf geschaut, dass man viel aus dem Boden holt und man legt ein Feld dort auch nicht freiwillig brach, weil das zahlt einem keiner oder baut was ganz was anderes an. Man spritzt halt nicht, das ist weniger schlecht, aber es ist auch nicht gut. (lach)
Es ist ein Monokultur-Thema, bei gewissen Kulturen braucht es einfach gewisse Bienen. Am Beispiel Marille, da ist noch kaum was unterwegs. Hier braucht es die Bienen um so große Flächen, wie bei Mandelblüte ist da extrem, was man aus Kalifornien kennt. Da wird sehr viel gezahlt, dass die Bienenvölker hingeschickt werden. Also wirklich hin geschleppt werden aus dem ganzen Land, weil das eine so riesen Monokultur ist. Ohne Bienen geht da nichts und es ist so zeitig, eben früh, aber auch Sonderkulturen wie Heidelbeeren oder auch Apfel und ähnliches werden Unterstützung benötigen.
Imker Marian gab uns sehr detaillierte Einblicke in den Internationalen Honig-Markt. Die Zustände dort sind prekär und es ist für Laien schwierig, die Hintergründe zu erkennen. Darum ist es für uns als Konsument:innen wichtig, hinter die schönen Verpackungen zu schauen. Auch seine Aussagen, über das Insektensterben, stellen noch einmal den unvorstellbaren Wert der Insekten selbst dar. Eine Änderung am Etikett, angesichts der Herkunft des Honigs, erscheint als richtig und fair, um nationale Imkereien besser unterstützen zu können. Aufgrund dessen ist es auch für uns, im Rahmen des Vereins, besonders wichtig, mit der Hilfe von Experten:innen, noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen und bei Bedarf ein Umdenken zu erzielen.
Während des Gesprächs haben wir gemerkt, dass Marian als Imker seine Tätigkeit mit Leib und Seele betreibt und ihn diese kleinen Wesen faszinieren. Er unterstützt die Bienen so gut es geht in jederlei Hinsicht. Es war äußerst angenehm, uns mit ihm zu unterhalten und wir haben gesehen, wie gerne Marian über die Thematik redet und wie gerne er sein Wissen weiter gibt.
Im Namen des Vereins bedanken wir uns bei Marian für diese Zusammenarbeit und wünschen Ihm auf seinem weiteren Weg nur das Beste und viel Erfolg, danke!
Mit Nennung der Kontaktdaten des Akteurs, steht dieser in keiner Weise im Auftrag des Vereins. Die Daten wurden unverbindlich preisgegeben und der Akteur bekennt sich damit weder für noch gegen eine Unterstützung oder als Befürworter der Tätigkeiten des Vereins. Die Informationen samt schriftlichen sowie mündlichen Daten dienen lediglich zur Veranschaulichung für die Gesellschaft und sind nur als Input gedacht. Die Inhalte dieser Seite sind unter Absprache mit dem Akteur, die angeführten Bilder unterliegen den Urheberrechten des § 73 des UrhG des Akteurs und sind nicht für kommerzielle Zwecke geeignet.
Copyright © 2021 Pilotprojekt – Alle Rechte vorbehalten.
Österreich